Galapagos Inseln

2. – 3.08.2019 Guayaquil

Schon seit Panama, als das Fortführen unserer Reise fraglich war, spukte uns die Idee im Kopf herum, wenigstens noch bis zu den Galapagos Inseln zu reisen, wenn wir schon mal hier sind. Dann können wir immer noch nach Hause fliegen. Als es dann in Medellín grünes Licht für die Weiterreise gab, wurde die Idee plötzlich real und wir fingen mit der Planung an. Das ist nicht so einfach, denn die Ecuadorianer meinen das mit dem Naturschutz ernst und lassen niemanden ohne Guide auf die Inseln. Man kann entweder von einem der beiden Orte Tagesausflüge machen oder gleich eine Kreuzfahrt buchen, da ist der Guide mit an Bord und man erreicht so auch die entlegeneren Gebiete.

Karin will auf die Galapagos Inseln und Andre eine Kreuzfahrt, also buchen wir die letzte Kabine einer Familien-Rundum-Sorglos-Cruise und hoffen, dass uns die verzogenen Plagen nicht die Laune verderben.

Los gehts in Guayaquil, der größten Stadt in Ecuador. Wir verlassen die Einsamkeit des Chimborazo und erreichen nach vier Stunden und 4.000 Höhenmetern, die schwül-warme Großstadt am Meer. Was für ein Kontrast.
Nachdem wir unsere Motorräder eingelagert und der Stadt einen Höflichkeitsbesuch abgestattet haben, jetzt also die Galapagos Inseln.

4.08.2019 San Cristóbal

Rund 1.000 km vor dem Festland Ecuadors liegen die ca. 130 Inseln verschiedenster Größe und Alter. Selbst die ältesten sind im Vergleich zu anderen Vulkaninseln noch recht jung, entsprechend unterschiedlich ist auch die Vegetation. Manche Vulkane sind immer noch aktiv und durch die Plattentektonik nähern die Inseln sich dem Festland an. Sie werden Ecuador allerdings nie erreichen, vorher versinken sie wieder im Meer.

Unsere einzige Erwartung an die Reise ist, viele Tiere zu sehen und die erfüllt sich schon am Hafen. Keine 10 Gehminuten vom Flugplatz entfernt begrüßen uns Seelöwen und Meeresschildkröten im Wasser, rote Krabben und Meeresechsen auf den Felsen. Aber auch der Empfang auf dem Schiff für die 20 Gäste ist vielversprechend. Nach einem Besuch in der Aufzuchtstation für die bedrohten Galapagos Riesenschildkröten, stechen wir endlich in See.

5.08.2019 San Cristóbal

Am nächsten Morgen liegen wir vor einer Bucht auf der anderen Seite der Insel. Die Vulkanlandschaft ist einzigartig und kaum haben wir einen Fuß auf die Insel gesetzt, sind wir umgeben von Seelöwen, die sich überhaupt nicht von den Besuchern gestört fühlen. Auch den Rot- und Blaufußtölpeln sind wir herzlich egal. Sie brüten und füttern ihre Jungen in nächster Nähe oder starten ihre ersten Flugversuche.

6.08.2019 Española

Ziemlich clever an der Kreuzfahrt ist, dass wir immer nachts fahren. So wachen wir am nächsten Morgen vor der Insel Española auf. Sie erinnert uns mit ihren steil abfallenden Klippen an Schottland und auch hier brüten unzählige Seevögel. Fasziniert beobachten wir segelnde und brütende Albatrosse, junge Falken und Blaufußtölpel beim Eierbrüten-Wachwechsel. Die wahren Stars aber sind auch hier die zutraulichen Seelöwen. Während die Mütter stunden- oder tagelang Fische jagen, lassen sie ihre Jungen am Strand zurück. Wir bestaunen ein zwei Wochen altes Baby, wie es umgeben von Meerechsen mit Spottdrosseln spielt.

7.08.2019 Floreana

Hier begrüßt uns ein stolzer Reiher, während die Flamingos uns lieber den Rücken zu kehren. Ein Spektakel sind die vielen Rochen, die sich nahe am Strand in der Brandung zeigen. Aber Floreana ist auch für die Post Office Bay berühmt. Bereits im 19. Jahrhundert wurde die Bucht von Walfischern genutzt, um Post an ihre Lieben zu senden. Sie deponierten ihre Briefe in einem Holzfass. Jedes Schiff auf dem Weg in die Heimat stoppte hier und nahm die Briefe mit, die sie zustellen konnten. Diese Tradition gibt es heute noch. Die Touristen hinterlegen ihre Urlaubsgrüße in dem Fass und nehmen die Post mit, die an ihre Heimat adressiert ist. Wir sind gespannt, ob unsere Karten je ankommen werden.

Eine ziemlich schräge Geschichte hat sich auf Floreana vor rund hundert Jahren zugetragen. Deutsche Zivilisationsflüchtlinge suchten das Paradies und endeten in der Galapagos Affäre.

8.08.2019 Santa Cruz

Heute ist Riesenschildkröten Tag. Diese vom Aussterben bedrohten Dinosaurier werden auf Galapagos gehegt und gepflegt. Eigentlich hatten sie auf den Inseln keine natürlichen Feinde. Bis die Menschen kamen. Die einen brachten Ziegen, Schweine und Ratten auf die Inseln, die ihnen das Futter streitig machten. Die anderen nutzten die Tiere, um mit ihrem Öl ganz Guayaquil zu beleuchten. Wir besuchen ein Gebiet, in dem die Schildkröten heute zwischen Kühen und Pferden leben und ganz in Ruhe rund 180 Jahre alt werden dürfen.

Nachmittags schlendern wir zusammen mit ein paar Seelöwen und Pelikanen über den Markt in Puerto Ayora und genießen die friedliche Atmosphäre in dem Hafenort.

9.08.2019 Bartolome

Nicht nur die Einzigartigkeit der Tiere, sondern auch ihre – mangels schlechter Erfahrungen – Furchtlosigkeit den Menschen gegenüber, macht den Besuch der Galapagos-Inseln so besonders. Selbst Fische schrecken wir beim Schnorcheln nicht auf. Wir schwimmen mit Pinguinen und Seelöwen und bestaunen bunte Seesterne und elegante Haifische. Den Tag lassen wir auf dem Aussichtspunkt von Bartolome ausklingen und am Abend spielt die Boobie-Band auf.

10.08.2019 South Plaza – North Seymour

Jede der Inseln hat eine andere Flora und Fauna. Den großen Unterschied macht die Verfügbarkeit von Wasser. Auf manchen Inseln gibt es monatelang keinen Regen. So auch auf South Plaza. Hier fühlen sich nur Kakteen und Iguanas wohl. Die warten auch mal ein paar Wochen bis ein Kaktus eine Frucht abwirft, die sie dann verspeisen können.

Nachmittags besuchen wir North Seymour. Wieder ganz anders, hier brüten die Fregattvögel, die sich ihre Nahrung dadurch besorgen, dass sie den Tölpeln einfach einen Teil der Beute klauen. Auch dieses Schauspiel findet direkt vor unseren Augen statt.

11.08.2019 San Cristóbal – Guayaquil

In dieser intensiven Woche, haben wir viel über Mensch und Natur erfahren. Wie durch ein Schlüsselloch konnten wir in eine Welt schauen, wie sie nur ohne den gefährlichsten Räuber möglich ist: den Mensch.

Wir kehren beglückt und etwas erschöpft in die Zivilisation zurück und sind überrascht wie wenig die Natur braucht um uns ein Spektakel zu bieten, wie es kein Freizeitpark der Welt kann. Sie braucht nur in Ruhe gelassen zu werden.