Panama City

20.06.2019 Valle de Anton – Panama City

In den letzten Wochen haben wir nur wenige Tage im Voraus geplant. Und plötzlich fahren wir tatsächlich über den Panamakanal in die Stadt, die für unsere Reise gleichzeitig Halbzeit ist. Es ist schwer zu begreifen, wenn aus einer Idee Realität wird. Vor lauter Freude darüber entscheiden wir uns, das Hotel am Platz zu beziehen und es uns gut gehen zu lassen. Was für ein Fehler! Wir haben gezeltet, Gastfreundschaft genossen und Menschen getroffen, die uns auf der Straße aufgegabelt haben. Wir waren so gut wie immer in Hostels oder auf Campingplätzen, die mit Spaß und Leidenschaft geführt wurden. Jetzt fühlen wir uns im Hotel Central fehl am Platz und können dem kühlen, berechnenden und weltweit standardisierten Luxus nichts abgewinnen.

Wenigstens ist die Lage super und so erkunden wir das Viertel Casco Viejo, das uns etwas entschädigt. Nette Kneipen, Rumbars, die lustige Truppe im Café “Super Gourmet” oder der Kellner im französischen Bistro, der alle Nationalitäten derartig gut parodiert, wenn sie spanisch reden, dass wir vor Lachen uns die Bäuche halten. Sie alle bringen uns Panamá City nahe und wir fühlen uns wohl.

21.06. – 23.06.2019 Panama City

Am nächsten Tag stehen zwei Dinge an. Die Motorräder brauchen einen Service und Karin hat einen Termin beim Orthopäden im Hospital National. Bei BMW geben wir die Motorräder ab und versuchen mit unseren spärlichen Spanischkenntnissen die Details zu klären. Die beiden Werkstattjungs haben ihren Spaß mit uns und wir gehen mal davon aus auch alles verstanden.

Wie heißen eigentlich Panamás Einwohner? Wir wissen es bis heute nicht, haben uns aber intern auf Panamesen geeinigt. Das ist sicher falsch, aber uns gefällts. Nun also zum panamesischen Doktor. Der fühlt in kürzester Zeit, dass die Bänder an Karins Knöchel gut sind und lässt ein Röntgenbild anfertigen. Auf diesem ist deutlich zu erkennen, dass Karin tatsächlich eine Fraktur hatte. Krass. Wer kennt nicht die Geschichte von Dave Grohl, der mit gebrochenem Bein ein Konzert weiterspielt. Kannste vergessen, Karin fährt damit von der Mojave Wüste bis nach Panamá.

Naja, so ganz lustig finden wir das nicht, aber der Doc meint, alles gut. Großes Glück gehabt. In den acht Wochen ist alles verheilt. Nun den Fuss kräftig bewegen, damit die Schmerzen verschwinden, die sind normal. Etwas ratlos suchen wir einen McDonalds mit Wifi, bestellen ein Uber und fahren zum Hotel zurück.

Aus Deutschland erreicht uns dann die Nachricht, dass auf dem Röntgenbild klar zu sehen ist, dass gar nichts verheilt ist und eigentlich eine OP ansteht. Endgültig verwirrt diskutieren wir alle Optionen. Von nach Hause fliegen bis weiterfahren. Wir entscheiden uns noch 3-4 Wochen abzuwarten und in Richtung Kolumbien aufzubrechen, schlimmer kann es nicht werden. Jetzt brauchen wir was Hochprozentiges und das ist in Panamá Rum.

24.06.2019 Panamakanal – Miraflores Schleusen

Bevor wir Panama City verlassen, wollen wir uns nicht die Möglichkeit entgehen lassen den Panamakanal zu besichtigen. Der Kanal ist für Panamá ein Stück nationaler Identität. Er ist omnipräsent als Souvenir, als Museum, Gesprächsthema, im Reiseführer. Nicht umsonst hat Panamá in jahrelangen Verhandlungen die Hoheit über den Kanal von den USA erstritten. Bis heute ist das Verhältnis zu den Amerikanern spannungsgeladen, in unserem Lieblingscafé hängt ein Zeitungsartikel mit der Überschrift „Your canal, our Bagels“ der New York Times.

Die enge Verbindung von Panamá zum Kanal ist auch in der Stadt spürbar. Man erreicht die Schleusen auf der Pazifikseite, die Miraflores Locks, mit einer zehnminütigen Taxifahrt. Dort erwartet uns ein fünfstöckiges Besucherzentrum mit mehreren Aussichtsplattformen und Live Kommentator, ein Restaurant, ein IMAX Kino und ein Starbucks. Wir bestaunen die technische Finesse mit der 8 kleine Lokomotiven mit einer handbreit Platz auf jeder Seite einen riesigen Autofrachter durch die Schleusen lotsen. Und natürlich ist es beeindruckend zu sehen wie die riesigen Stahlkolosse nur durch die Kraft des Wassers vor unseren Augen um zehn Meter angehoben werden. Die ganze Veranstaltung hat zwar den Charakter eines touristischen must-do’s im Stile einer Hamburger Hafenrundfahrt, aber sowohl die Hafenrundfahrt als auch der Panamakanal bleiben uns als lohnenswertes und beeindruckendes Erlebnis in Erinnerung.