Santiago de Chile

09.10.2019 Barreal – Santiago de Chile

Wir verabschieden uns vorerst von Argentinien und überqueren auf dem Paso Los Libertadores die Grenze zu Chile. Das fünfzehnte und letzte Land auf unserer Reise steht im Ruf die Schweiz von Südamerika zu sein. Hier gibt es sogar Radarkontrollen auf der Autobahn und es wurde kolportiert man hält am Zebrastreifen an. Wir sind gespannt.

Nach der recht kurvenreichen Fahrt über die Anden staunen wir erstmal wie grün hier alles ist. Obstbäume, Weinreben, Wiesen alles steht in prächtigem grün. Frühling im Oktober, wie cool. Auf einer Autobahn, die genauso langweilig ist wie die heimischen, geht es recht unspektakulär nach Santiago. Für uns erfreulicherweise ohne Radarkontrollen.

Dort quartieren wir uns bei Christian ein. Der hat ein altes Haus zum Motorradhostel umfunktioniert und empfängt uns sehr herzlich. Laut iOverlander ist das Hostel die Adresse für Motorradreisende. So ganz verstehen wir den Hype um das Hostel Casa Matte nicht, wir sind die einzigen und die Hütte ist ziemlich runter. Aber gut, kann ja noch werden.

10.10.2019 Santiago de Chile

Heute bekommen unsere Motorräder etwas Zuwendung. In Form von Öl- und Filterwechsel, neuen Zündkerzen und Reifen. Wir haben einen BMW Schrauber ausfindig gemacht, der zu einem anständigen Tarif unsere Stahlrösser wieder auf Vordermann bringt. Von dort schlendern wir zurück in Richtung Innenstadt und entdecken unterwegs eine Mall. Trifft sich gut, denn Andre braucht eine neue Jeans und wir wollen nach Straßenkarten gucken.

Was wir betreten ist ein Luxuseinkaufstempel von dem sich das Breuningerland noch was abgucken kann. Wie Außerirdische staksen wir zwischen Gucci und Prada Läden umher und wissen nicht so recht wer das Problem ist. Wir oder die Läden. Vermutlich wir. Bevor wir uns verlaufen, nehmen wir ein Uber und fahren zurück ins Zentrum.

Für heute Abend hat Karin einen Tisch im Boragó organisiert. Das Restaurant soll das beste in Chile sein und wir sind gespannt was es zu bieten hat. Anfangs gehen die Meinungen bei uns auseinander. Karin empfindet die Location wie eine Sporthalle, Andre findet sie gelungen. Karin urteilt sofort hart und vernichtend über die ersten Gänge, während Andre noch etwas Milde walten lässt. Am Ende war der Abend eine Enttäuschung. Selbst nach einmal drüber schlafen. Eine Muschel mit Haferflocken in einer Sahnecreme im Kürbis. Bitte was soll das? Aber so ist das nun mal, eine Sterneküche macht noch keinen gelungenen Abend. Schade.

11./12.10.2019 Santiago de Chile

Am nächsten Tag kommen Ernesto aus Mexiko und Niclas aus Frankreich im Hostel an. Ernesto hat sein Motorrad vor ein paar Monaten in Punta Arenas wegen eines defekten Stoßdämpfers geparkt und bringt es jetzt zurück. Für Niclas ist heute Tag 1 seiner Panamericana Reise nach Norden. Er holt sein Motorrad am Hafen ab. Wir erkunden Santiago, spazieren durch das Zentrum, erfahren mehr über das dunkle Kapitel der Pinochet Diktatur, tanzen Charleston in Buenavista und besuchen die Casa Chascona, das Zuhause von Pablo Neruda. Zum Abendessen sind wir mit Niclas im Barrio Italia verabredet. Was für ein herrlicher Abend, all diese Erinnerungen an die vergangenen Monate, als wir Niclas mit Tips versorgen. Und seine Freude und Aufregung zu erleben, genau wie wir vor über einem halben Jahr in Vancouver.

Unsere Meinung zu Santiago? Schwierig, die Stadt strahlt Wohlstand aus, es gibt sehr nette Plätze und lebendige Viertel. Allerdings muss Santiago ohne echte Highlights auskommen und hängt unter einer ganzjährigen Smogglocke. Die meisten Chilenen die wir treffen rümpfen die Nase über ihre Hauptstadt. Und das, obwohl 40% der Einwohner Chiles hier leben. Uns haben die vier Tage gut gefallen.

Zurück im Hostel herrscht ein komplett anderes Flair. Mauri aus Argentinien ist noch dazu kommen und wir sitzen über Karten, tüfteln die besten Routen aus und tauschen Übernachtungsplätze und Strassenzustände aus. Ernesto gibt eine kurze Einführung in die Geschichte der Kolonialisierung Lateinamerikas und am Ende ist der Abschied tatsächlich ein bisschen traurig. Aber auf der Straße sieht man sich immer zweimal. Mucha suerte, Chicos!