Valparaíso

13.10.2019 Santiago – Valparaíso

Manchmal glaubt man Orte zu kennen und weiß gar nicht warum. Zum Beispiel Valparaíso. Allein der Name klingt verheißungsvoll. Also fahren wir von Santiago an die Küste und nehmen uns ein Zimmer, besser gesagt einen Container. Ein Winzer hatte die Idee, ein Hotel aus Schiffscontainern zu bauen. Mit einem grandiosen Ausblick über die Stadt. Wir lassen uns von Patty an der Rezeption, die ein paar Monate in der Gutenbergstrasse im Stuttgarter Westen gewohnt hat, grob die Stadt erklären und ziehen los.

Valparaíso war einst eine blühende Hafenstadt und Ankunftsort von vielen europäischen Auswanderern, die froh waren, es ums Kap Horn geschafft zu haben. Dann kam der Panamakanal und Valparaíso geriet in Vergessenheit. Seitdem hält sich die Stadt durch die Präsenz der chilenischen Marine und dem wachsenden Handel mit Obst und Gemüse aus Chile über Wasser. Dazu kommen noch ein paar Kreuzfahrtschiffe.

Die Stadt hat Charme. Einen ziemlich rauen. Hafenstadt eben. Manchmal kurz vor dem Zerfall. An einer Hauswand steht “Tourismus ist schlimmer als Trump, stoppt Gentrifizierung”. Wir fühlen uns angesprochen und entfernen uns bedröppelt. Aber der Spruch steht auch dafür, dass in Valparaíso eine aktive linke Szene lebt. Sie sorgt für das Flair. Wir treffen auf Straßenmusiker, Kaffees die eher an Kommunen erinnern und wilde Künstlerateliers im Freien. Mittendrin eine lutherische Kirche mit deutschen Inschriften aus der Zeit der Auswanderer. Auf iOverlander wird davor gewarnt in die Innenstadt zu fahren, dicken Touristenkarren werden gerne mal die Reifen aufgestochen. Also alles in allem recht sympathisch. Alleine die Zeiten werden schwierig für die Szene hier, wenn noch ein paar Kreuzfahrtschiffe mehr anlegen. Wir ziehen uns in unser Gentrifizierungshotel zurück und verlassen Valparaíso am nächsten Tag in Richtung Süden. In Richtung Patagonien. Genug Stadt jetzt, wir wollen wieder in die Natur.