Quilotoa Loop

28.07.2019 Quito – Cucchílan

Nach einem ersten Vorgeschmack auf die Anden mit ihren verrückt hohen Passstraßen, freuen wir uns auf den Quilotoa Loop. Quilotoa, das ist ein Dorf mit ein paar Häusern auf 4.200m. Das Spektakel ist die Lagune nebenan, ein 2km breiter Kratersee in einem erloschenen Vulkan. Und weil man von der Panamericana aus den Krater auf einer 170 Kilometer langen Straße umrunden kann, heißt das Quilotoa Loop. Bekannt ist die Strecke vor allem als 3 Tage Wanderung. Aber wir fahren lieber Motorrad und genießen den traumhaften Aufstieg in Ecuadors Berglandschaft. Anders als erwartet können wir auf nigelnagelneuem Asphalt bis zu unserem Etappenziel Cucchílan den Gashahn etwas aufdrehen. Oben angekommen, begrüßt uns Hanna, eine deutsche Volunteerin, die hier für ein paar Wochen aushilft. Sie findet den Job allerdings nicht so cool, denn die Wanderer bleiben meist nur eine Nacht und da bleibt kaum Zeit für Erzählungen am Kamin. Kamin? Ja, es ist kalt hier oben und Heizungen gibts in ganz Lateinamerika nicht. Deshalb versammeln sich alle Gäste vor dem gemeinsamen Abendessen um den winzigen Ofen.

Wir gehen erstmal ins Dorfzentrum und teilen uns einen Fisch mit Kartoffeln aus der lokalen Markthalle. Am Stand daneben gibts noch eine Art Krapfen, ein Marktschreier preist Nachttöpfe, Besen und Weichspüler an. Unsere erste Begegnung mit dem indigenen Teil der Bevölkerung Ecuadors.

Auf dem Rückweg noch schnell ein Bier in der Country Bar mit nettem Plausch über Touristen, wo sie herkommen und dass sie hier ganz viel zu Fuß rumlaufen. Das freut die Inhaberin zwar, aber verstehen kann sie es nicht.

Beim gemeinsamen Abendessen merken wir schnell was Hanna meint, die Truppe um die beiden Tische ist komisch. Jeder für sich, nicht mal das übliche wo kommt ihr her und wo wollt ihr hin. Uns solls recht sein, wir gehen schlafen.

29.07.2019 Quilotoa Lagoon

Nach unserer ersten eiskalten Andennacht auf 4.000m freuen wir uns über einen warmen Kaffee und nehmen bei Kaiserwetter die letzten 20 Kilometer bis zum Krater in Angriff.  Auf der Fahrt sehen wir den Vulkan Cotopaxi in der Ferne und sind ganz beglückt über Strasse, Landschaft und überhaupt. Wir haben ja keine Ahnung was die ecuadorianischen Anden noch alles für uns bereit halten werden.

Oben angekommen, merken wir zum ersten Mal was wandern auf viereinhalbtausend Metern bedeutet. Man holt Luft wie immer, aber es kommt wenig an. Eine schöne Ausrede, um nicht die zwei Stunden bis zum See hinunter und vor allem wieder hoch zu müssen. Stattdessen spazieren wir etwas am Kraterrand entlang, plaudern mit einer sehr netten Indigena, die ihre Schafe hütet und genießen die spektakuläre Aussicht. Am Ende gibts noch fantastische Spaghetti Bolognese. Als deutsche Touristen haben wir ja schließlich einen Ruf zu verlieren.

Abends dann, mit einer neuen Tischgesellschaft im Hostel, kommt Stimmung auf. Sehr nett. Ein Franzose auf Tour mit seiner Tochter und ein spanisches Pärchen aus Madrid, die eine Kunstschule betreiben, um möglichst viel reisen zu können. Auch der Wein verändert seine Wirkung leicht auf dieser Höhe, zumindest sind wir davon am nächsten Morgen überzeugt.

30.07.2019 Cucchílan – Latacunga

Bei strahlendem Sonnenschein brechen wir in Chucchilán auf um die zweite Hälfte des Quilotoa Loops zu fahren und wie so oft, kommt es anders als wir erwarten. Das ist generell ein wiederkehrendes Muster. Wenn wir was zu essen bestellen, dann kommt mindestens von einem von uns beiden der Ausspruch “das habe ich jetzt ganz anders erwartet”. Sehr schön eigentlich, schließlich bedeutet das, wir werden andauernd überrascht. Und bis jetzt überwiegen die positiven Überraschungen deutlich. So auch heute. Wir wissen gar nicht wohin mit unseren Ahs und Ohs. Die Fahrt durch eine von Vulkanen geprägte Landschaft, ständig über viertausend Metern, ist traumhaft.

Links und rechts der Straße beobachten wir die Indigenas. Ihre Lebensgrundlage ist die Landwirtschaft. Kleine Jungs hüten Schafe, Mädchen waschen im Hof die Wäsche, alte Frauen treiben die Kühe auf die Weide, Männer graben den Acker für Kartoffeln um, Mütter rupfen Hühner, pellen Erbsen, ernten Karotten…. Hier sieht man niemanden vor dem Haus sitzen und sinnieren, alle arbeiten mit.

Wir kommen nach 2 Stunden in Latacunga an, freuen uns, dass wir den Quilotoa Loop gemacht haben und realisieren zum ersten Mal wie sehr wir Ecuador unterschätzt haben, das so gar nicht auf unserer Highlight Liste war.