Nicaragua

13.06.2019 León – Granada

Heute mal was Neues. In León haben wir keine wirkliche Stadtbesichtigung gemacht. Zum einen haben wir keinen Bock, zum anderen regnet es derartig, dass wir durch knietiefes Wasser zum Hotel fahren müssen. Das hat schon was von einer Flußdurchquerung. Dafür machen wir am nächsten Morgen eine Motorrad Erkundungstour durch León und davon (und noch ein bisschen mehr) gibts ein Video.

Wir entschließen uns ein bisschen länger in Nicaragua zu bleiben und fahren eine kurze Etappe nach Granada, anstatt direkt nach Costa Rica. Diese Stadt soll unbedingt einen Besuch wert sein, und zwar – kaum zu glauben – wegen ihrer Innenstadt im Kolonialstil. Naja, das wäre nicht die erste auf unserer Reise, aber jetzt sind wir schon mal da und dann schauen wir es uns auch an.

Die Fahrt führt durch eine eine hügelige Landschaft mit saftigen, grünen Weiden und Wäldern. Landschaftlich gefällt uns das sehr gut. Zusammen mit der gut ausgebauten Straße vermittelt die Fahrt durch Nicaragua beinahe Wohlstand. In Managua, der Hauptstadt Nicaraguas, sehen wir viele Büro- und Industriegebäude mit bekannten Marken. Es scheint ein funktionierender Wirtschaftsstandort zu sein.

Ein Kontrast dazu sind die einfachen Fortbewegungsmittel. Überall fahren Pferdefuhrwerke und Handkarren, wir überholen Transportesel. Die Felder werden entweder von modernsten Traktoren oder von zwei Ochsen gepflügt. So ganz werden wir daraus nicht schlau. Andre findet das Land eher interessant und würde gerne wieder nach Nicaragua, um sich das genauer anzuschauen, Karin findet es eher noch ärmlicher als in den vorigen zentralamerikanischen Ländern.

In Granada angekommen suchen wir eine Unterkunft. Alles Boutique Hotels hier, eigentlich schon seit Mexiko. Wenn wir darüber nachdenken, hätten wir eine Fotoserie aller Boutique Hotels machen sollen, das wäre ein Spaß.

Auf jeden Fall wissen wir nun, was uns die ganze Zeit in Nicaragua so komisch vorkam. Es ist die Resignation der Menschen. Bisher trafen wir stets auf Menschen, die zwar hart arbeiten mussten, aber immer Zuversicht ausstrahlten. Hier ist das anders. In unserem Boutique Hotel arbeitet ein Holländer der ziemlich lustlos herunterbetet: jaja, Granada ist wunderschön, Hotel auch, Klimaanlage, Pool, alles super, sagen wir 30$? Genauso die Straßenhändler. Ob wir einen schönen Stoff wollten, vielleicht einen Schal, wenigstens eine Cartier Uhr? Nein? Na, dann halt nicht.

Der Grund wurde in ein paar Gesprächen schnell klar. Nicaragua hat bis 2017 einen regelrechten Tourismusboom erlebt. Seit den Protesten gegen eine Sozialreform 2018, brechen die Touristen weg, Tausende verlieren ihren Job, Hotels müssen schließen und eine Besserung ist nicht Sicht. Wir sind mit zwei Amerikanern alleine im Hotel, im ausgezeichneten Steak Restaurant sind wir die einzigen Gäste und auch sonst sieht man im wunderschönen Granada kaum ein westliches Gesicht. Wir verstehen jetzt den berührenden Appell des nicaraguanischen Grenzbeamten, der uns bittet sein Land zu besuchen und nicht nur durchzufahren.

Die Stadt selbst ist tatsächlich sehr schön. Wir bestaunen eine Fiesta bei der die darbietenden Tänzer zwar nicht tanzen können, aber trotzdem alle ihr Spaß haben. Wir auch. Wir machen eine Kutschfahrt, bei der kurz Andres royale Ader durchkommt und genießen den lauen Abend auf der Plaza bei einem kühlen Toña.

14.06.2019 Granada – Costa Rica

Am nächsten Morgen starten wir früh und nachdem wir die Motorräder wieder aus ihrem Parkplatz manövriert haben, geht es auf die Straße in Richtung Costa Rica. Die letzten hundert Kilometer bestärken Andre in seiner Begeisterung für das Land und Karin in ihren Zweifeln.