Veneto

25.06.2021 ab in die Berge

Wer hätte das gedacht. Anderthalb Jahre nachdem unser Gradmesser für Abenteuer erst bei patagonischen Schotterpisten anschlug, fühlt es sich schon abenteuerlich an, nach Italien zu fahren. Was wird wohl aus dem Reisen? Hoffentlich können wir zurückkehren in das unbeschwerte und zufällige Zusammentreffen von Menschen. Es zeigt uns jedes mal, wie klein unser Ausschnitt der Welt ist den wir begreifen und wie viele verschiedene Perspektiven auf dieser Welt gleichzeitig um Anerkennung kämpfen.

Naja so Zeugs denkt man halt auf der Autobahn bis Luzern. Danach werden sie aber ausgeschüttet. Die Glückshormone. Die rauhe, schweizer Bergwelt hat uns wieder. Grimsel, Nufenen, Bernadino, Splügen. Wunderbar.

Und was gibt es Schöneres als auf 2.000 Meter oben auf dem Pass zu übernachten. Bei Felicitas und Andreas sind wir mittlerweile Stammgäste. Die beiden kommen aus Zürich und haben von Jahren das Berghaus Splügen gekauft und liebevoll restauriert. Einfach so, das war ihr Traum. Ein Beispiel wie schön echte Gastfreundschaft ist. Jedes mal wenn wir die Alpen überqueren, versuchen wir die Route über den Splügen zu legen. Und wir überqueren die Alpen oft.

Es ist Samstag Morgen, die Sonne scheint, wir haben lecker gefrühstückt und vor uns liegen die schönsten Alpenpässe. Wir genießen unsere neu gewonnene Freiheit in vollen Zügen. Nach einer leckeren Antipasti-Platte in Bormio knöpfen wir uns das Stilfser Joch vor. Es sind zwei Gruppen, die bei dem Namen hellhörig werden. Rennradfahrer und Motorradfahrer. Ein 2.757m hohes Strassenspektakel, der zweithöchste Pass der Alpen. Wir sind schon ein paar mal da rüber und jedes mal wundern wir uns nicht nur wie viele Biker da unterwegs sind, sondern vor allem welche. Da zittern sich ganze Gruppen um die Haarnadelkurven und es ist schon ein Erfolg, wenn die nicht im Stand umfallen (passiert wohl regelmäßig auch am Splügen, erzählte uns Felicitas). Warum erzähle ich das? Kurz vor Ende der Stilfser Joch Straße halten wir an und wollen was trinken. Da stoppt ein Heilbronner GS Fahrer und prustet los: er hätte ja noch nie ein Mädel so fahren sehen wie Karin, ihre Kurventechnik spitze und überhaupt ein Traum da hinterherzufahren. Kurzer Hinweis, dass Karin vor 3 Jahren ihren Führerschein gemacht. Er meinte dann trocken: dann will ich Dir in 5 Jahren nicht begegnen. So ein netter Typ. Wie wir dann so quatschen, kommen seine Kumpane auch an, bissle später halt.

Schönes Dahinrollen durch das Vinschgau, Jaufenpass und Ende in Meransen bei Brixen. Der Architket Roman Pichler hat hier ein neues Hotel gebaut: Milla Montis. Schauen wir uns für eine Nacht an und finden es ganz spannend, zumindest architektonisch.

27.-30.06.2021 Colli Euganei

Schon vor ein paar Wochen haben wir das B&B La Mugletta entdeckt. Ulla und Eberhard haben sich hier niedergelassen und hinter ihrem alten Bauernhaus ein reizvolles Holzhaus mit drei Zimmern gebaut. Die Terrasse liegt ein paar Meter oberhalb der Po Ebene auf dem Monto Rosso, dem ersten Hügel der Colli Euganei (euganaeischen Hügel). Man hat einen wunderbaren Blick bis zu den Alpen und Ulla ist eine ebenso wunderbare Gastgeberin. Wir haben noch nie von den Colli Euganei gehört. Es ist eine Hügelkette in der Nähe von Padua und ein Epizentrum an Trattorias, Osterias und Enotecas. Kein Wunder, denn hier wachsen die Zutaten der italienischen Küche in einer Pracht zum Niederknien.

Klar wie die Geschichte weitergeht. Wir haben uns durch die Tiramisus der Mamas gegessen, die besten Kurvenstraßen genommen und die Zeit genossen. Und dann war da noch unser kulinarisches Highlight für dieses Jahr. Bei Massimiliano Alajmo konnten wir in 10 Gängen erleben, was passiert wenn sich eine ganze Familie seit Generationen nur damit beschäftigt das beste Essen aus diesen unverschämt guten Zutaten zu kreieren. Was für eine Hingabe und was für ein lässiger Sonntag Nachmittag.