07.11.2019 Perito Moreno Gletscher
Raus aus El Chaltén ist es windstill. Zumindest denken wir das. Nach 90 Kilometer erreichen wir die erste Kurve und aus windstill wird ein gehöriger Sturm. Der blies bis jetzt nur in Fahrtrichtung. Also doch wieder patagonisches Standardprogramm. Schräglage und Pampa. 200 Kilometer lang. Ziemlich eintönig. Aber wir freuen uns auf das nächste Highlight auf dem Weg in den Süden. Den Perito Moreno Gletscher. Das argentinische Patagonien ist anders. Hier fährt man stundenlang auf der Ruta 40 durch die Pampa, um spektakuläre Ziele wie El Chalten, Fitz Roy oder eben den Perito Moreno Gletscher zu erreichen. Auf der chilenischen Seite war das Fahren an sich das Spektakel.
Wir peilen El Calafate an, die letzte Stadt vor dem Gletscher. Dort suchen wir eine Bleibe und das Hostal Schilling hat zwei Betten für uns frei. Der entspannte Kollege am Empfang, dessen Namen wir vergessen haben, versorgt uns mit Ausgehtips für den Nachmittag. Nettes Dorf. Hier gibt es zwei Gruppen von Menschen. Die einen, die den Gletscher anschauen wollen und die anderen, die damit ihr Geld verdienen. Dennoch herrscht eine angenehm entspannte Atmosphäre. Es gibt Cafés, Restaurants und eine kleine Einkaufsstraße mit Souvenirs und Kunsthandwerkern.
Der Perito Moreno Gletscher ist sehr tourismusfreundlich. Man kann mit dem Auto direkt bis zur Kante fahren. So nahe, dass man beinahe nicht aussteigen muss. Bei den Besuchermassen im Sommer dauert es sicher nicht lange, bis hier der erste Drive-Through für Gletscherfotos eingerichtet wird.
Ausserdem ist er einer der wenigen Gletscher die noch wachsen. Wollten wir schreiben. Denn so wird es überall in El Calafate erzählt. Bei der Recherche zu dem Artikel stellt Andre fest, dass diese Behauptung nicht unumstritten ist. Korrekt ist, dass die Gletscherfront seit 1899 einen Kilometer weiter nach unten gewandert ist.
Aber ganz egal ob er nun wächst oder nicht, es ist spektakulär vor der 70 Meter hohen Gletscherfront zu stehen und das Rumoren, Knarzen und Bersten des Eises zu erleben. Ein paar Meter vor uns stürzen riesige Eisblöcke ins Wasser. Sie erzeugen jedes mal einen kleinen Tsunami, der sich in dem See ausbreitet. Lange können wir leider nicht bleiben, denn es ist kalt und der Regen wird langsam zu Schneeregen. Wir wärmen uns im Café auf und fahren zurück nach El Calafate.
Dort gibt es unser erstes patagonisches Cordero, die Hauptattraktion der hiesigen Restaurants. Bereits mittags lodern die Feuerstellen, um die herum vier bis sechs Lammhälften gespannt sind. Etwas derb im Anblick, aber lecker im Geschmack. Glücklicherweise haben wir reserviert, denn abends kann man sich nur noch die Nase an der Scheibe platt drücken und zuschauen, wie das Fleisch weniger wird.