Navimag Fähre

12.11.2019 Boarding Navimag Fähre

Von Fähren erwarten wir im Allgemeinen nicht viel. Sie sollen uns und unsere Motorräder von A nach B bringen, fertig. Wenn die Fahrt etwas länger dauert, versuchen wir möglichst nicht an Bord essen zu müssen. Die Navimag Fähre braucht allerdings vier Tage von Puerto Natales nach Puerto Montt. Die Reederei bewirbt die Fahrt auf der Evangelistas für Reisende, die die Romantik eines Schiffes aus den Siebzigern zu schätzen wissen. Mehr Hostel auf dem Wasser als Kreuzfahrt. Eigentlich sollten da alle Alarmglocken schrillen.

Dennoch freuen wir uns auf die Überfahrt. Die Fähre hat zwei entscheidende Vorteile: sie erspart uns zweitausend Kilometer Fahrerei durch die argentinische Pampa und die Passage durch die engen Fjorde Patagoniens verspricht traumhafte Naturerlebnisse.

Am Abend vor der Abfahrt ist Boarding. Und tatsächlich, wir fahren auf einen Schrottkahn. Ein Typ mit Handschuhen voller Hydrauliköl zeigt grob in die Richtung, wo wir unsere Motorräder abstellen sollen. Es geht vorbei an Strohballen für Kühe, überall Rost. Vertrauenserweckend ist anders. Wir beziehen unsere Kabine und freuen uns über ein versehentliches Upgrade. Wir haben ein Fenster. Eine Stunde später trifft man sich zur Sicherheitseinweisung in der Kantine. Sofort bildet sich eine deutsche Kolonie bestehend aus Tilmann, den wir schon von der Carretera kennen, zwei Gap-Year Reisende aus Trier, Steffi aus Berlin und Marius aus Nürnberg.

Wir sitzen noch ein bisschen zusammen und ziehen uns dann langsam in unsere Kojen zurück. Wer sein Heil im Alkohol sucht ist hier übrigens fehl am Platz. Keine Drogen und kein Alkohol an Bord. Auwe.

13. – 16.11.2019 Auf See

Als wir aufwachen, sind wir sind bereits in See gestochen. Die Fähre gleitet gemächlich über spiegelglattes Wasser. Links und rechts kleine Inseln und aufragende Felsen, am Horizont Gletscher. Die Kantine serviert Instantkaffee, Aufbackbrötchen, Päckchenbutter, Päckchenhonig und Päckchenmarmelade. Aprikose. Stört uns gar nicht, bei der Aussicht ist das Büffet nicht so wichtig.

Es gibt nicht nur keinen Alkohol, sondern auch keinen Handyempfang. Digital Detox. Hatten wir vorher noch nie gehört. Aber es funktioniert. Wenn man vier Tage ohne Internet vor sich hat, dann ist das ein bisschen wie eine Zeitreise. Wir haben gepuzzelt und beinahe ein 2.000 Teile Kitschmotiv fertigbekommen, tolle Gespräche geführt, nachgedacht, gelesen, uns gelangweilt, Delfine beobachtet, Bingo und Reise nach Jerusalem gespielt, den Kapitän besucht, Mate getrunken und Yoga auf dem Schiffsdeck gemacht. Yoga? Ja, der Crew gehört eine Yoga Lehrerin an. Ein Bild für Götter. Überhaupt die Crew, die hat alles gegeben, die Gäste bei Laune zu halten.

Immer wieder gehen wir raus und stellen uns den orkanartigen Böen, um die Aussicht zu genießen.

Für uns war die Fährfahrt super, ein toller Abschied von Patagonien und die beste Art die Rückreise von der Südspitze anzutreten. Für all diejenigen, die sich auf eine Erlebniskreuzfahrt gefreut hatten, war es eine Enttäuschung. Vielleicht wird das ab nächstem Jahr besser, da gibts ein neues Schiff.