Carretera Austral

19.10.2019 Puerto Varas – Hornopiren

Die Carretera Austral ist eine Straße, die eigentlich nicht existieren dürfte. Sie verbindet das wilde Patagonien mit dem Rest Chiles. Das Projekt galt lange Zeit als nicht durchführbar. Augusto Pinochet hat den Bau allerdings zur nationalen Frage erhoben und so wird bis heute an dem Traum gebaut, auf einer durchgehenden Straße bis an die Südspitze Chiles fahren zu können. Durch Urwald, schroffe Berge, Fjorde und das größte Eisfeld nach der Antarktis und Grönland.

Die Fahrt beginnt in Puerto Montt, einer kleinen Arbeiterstadt in der wir unsere Vorräte auffüllen, letzte kleine Reparaturen machen und dann in Richtung Hornopiren aufbrechen. Wir passieren die letzten Ausläufer der Lagos Region und genießen die Ausblicke auf Vulkane und stille Gletscherseen.

Für heute stehen nur 100 Kilometer auf dem Programm. Wir haben uns sagen lassen, wer in Patagonien in Eile ist, der verliert die Zeit. Gut so, denn in Hornopiren angekommen, merken wir bald, dass hier die Welt eine andere ist. Eine fast unheimliche Ruhe liegt über dem Dörfchen. Kein Handynetz, kein Wlan, keine Tankstelle, dafür ein Zeltplatz mitten im Regenwald. Es ist die erste unerwartete Landschaft. Feucht, grün, hohe Farne, große Bäume und Insekten. Zeltplatz ist gut. Robert hat dem Regenwald, der direkt bis ans Ufer des Fjordes reicht, ein paar Terrassen abgetrotzt auf denen man zelten kann. Sein Sohn führt uns etwas herum. Ziemlich wortkarg. Eigentlich interessieren ihn nur die Pflanzen, die er uns unter die Nase hält. Wir sollen riechen. Irgendwas Spezielles, gibts nur in Patagonien. Wir geben ihm zwar recht, noch besser wäre allerdings gewesen, wenn er die Türscharniere im Klo befestigt hätte, so dass wir nicht immer das lose Türblatt vor die Öffnung stellen müssen.
Wir kochen am Strand und essen recht still unser Abendessen. Zu sehr sind wir damit beschäftigt die Begegnungen mit den verschrobenen Typen und der Natur zu verarbeiten.
In der Nacht lernen wir eine neue Art kennen, durch die man beim Zelten aus dem Schlaf gerissen werden kann. Seelöwengebrüll. Die haben die ganze Nacht ihren Spaß im Fjord und wir liegen wach.

20.10.2019 Hornopiren – Parque Pumalin

Gleich am Morgen bekommen wir die nächste Kostprobe vom Verhältnis zur Zeit hier. Völlig entspannt erklärt man uns, dass die einzige Fähre für heute voll ist und wir doch morgen wieder kommen sollen. An der Pier warten wir mit ein paar argentinischen Bikern und deutschen Urlaubern gespannt, ob doch noch eine Lücke für uns gefunden wird. Und tatsächlich, am Ende sind alle an Bord. Vier Stunden geht es entlang steil steil aufragender Felsen durch einen Fjord, dann im Konvoi zur zweiten Fähre, die uns direkt zum Nordeingang des Pumalin Parks bringt.

Auf der Fähre freunden wir uns mit zwei deutschen Pärchen an. Genauer gesagt ist es ein deutsches Pärchen und eine deutsch-niederländische Mietwagengemeinschaft. Wie auch immer, alle sechs beschließen wir hier zu bleiben und unsere Zelte auf dem herrlichen Campingplatz aufzubauen.

Kurzer Hintergrund zu Pumalin Park und herrlichem Campingplatz: schonmal von Doug Tompkins gehört? Er war Gründer von NorthFace und Esprit und hat damit ein Vermögen gemacht. Zusammen mit seiner Frau Kris und seinem 300 Millionen Dollar großen Geldbeutel wandelte er sich dann zum Bio-Bauern und Philanthropen. Als solcher erwarb er riesige Landflächen in Patagonien, zusammen so groß wie die Schweiz. Die Flächen waren für die Großgrundbesitzer durch Überweidung nicht mehr nutzbar. Tompkins errichtete Nationalparks, um das Habitat für die einzigartige Flora und Fauna zu schützen. Er sorgte für einen sanften Tourismus in den Parks, deswegen der herrliche Campingplatz. 2015 starb er bei einem Kajakunfall und seine Frau schenkte 2018 die Parks dem Staat Chile unter der Bedingung, dass dieser für 100 Jahre die Nationalparks bewahrt. Es war die größte private Landschenkung, die jemals gemacht wurde.

Für uns Nichtphilanthropen bedeutet das allerdings Chaos. Weder die Tompkins Foundation noch der Chilenische Staat wissen momentan so recht wer jetzt den Hut aufhat und so werden wir rüde darauf hingewiesen, dass der Park geschlossen ist. Für eine Nacht sind wir geduldet, dürfen aber die Feuerstelle nicht nutzen. Ziemlich blöd, denn es regnet in strömen und uns ist kalt. Auf drei Campingkochern werden drei ähnliche Gerichte zubereitet und dann verziehen wir uns in die Schlafsäcke.

21.10.2019 Parque Pumalin – Chaiten

Nach dieser Nacht wissen wir zwei Dinge. Zum einen, dass unser Zelt wasserdicht ist und zum anderen, dass unsere Schlafsäcke bei 2 Grad warm halten. Der Stimmung tut das keinen Abbruch. Wir reiben uns alle gut gelaunt die Nacht aus den Augen und freuen uns, dass es aufgehört hat zu regnen. Zum Frühstück kommt sogar die Sonne raus und es gibt Haferflocken mit Banane in frischem Quellwasser gekocht. Mitten im Grünen. Was will man mehr.

Über Nacht hat unsere kleine Gruppe Zuwachs bekommen. Joaquin ist Chilene und fährt zu seinem Großvater nach Punto Arenas. Von ihm hören zum ersten Mal, dass es im Land brodelt und zwar gewaltig. Wir sind alle überrascht, waren wir doch vor ein paar Tagen noch spazieren, wo jetzt Supermärkte brennen. Auch er weiß nicht so recht was er davon halten soll, denn so etwas hat er in seinem Land noch nicht erlebt. Während er sich verabschiedet und weiter fährt, beschließen wir anderen ein bisschen zusammen zu reisen. Nächster Halt: der Alerce Weg. Ein schöner Waldweg führt uns vorbei an jahrtausendealten Alerce Bäumen. Die patagonische Zypresse ist eine der ältesten und größten Baumarten der Welt, deren Holz als unverwüstlich gilt. Dreimal dürft ihr raten wozu das geführt hat. Klar, der Baum ist vom Aussterben bedroht. Immerhin sind wir konsequent, das muss man uns Menschen lassen. Im Pumalin Park sind die roten Riesen geschützt und wir können kaum glauben, vor einem Baum zu stehen, der 4000 Jahre alt ist.

Die Straße ist mittlerweile eine Schotterpiste und führt mitten durch den Regenwald. Immer wenn wir einen Fluß überqueren oder an einer Lichtung vorbeikommen, erhaschen wir einen Blick auf weite Täler links und rechts. Die Natur wirkt ursprünglich und wild. Wenn wir anhalten und den Motor ausmachen, ist es mucksmäuschenstill. Wir kommen an einen Aussichtspunkt bei dem es uns die Sprache verschlägt. Die Aussicht ist so kitschig schön, wäre es ein Ölgemälde man würde es auslachen. Wir sechs stehen da und sind sprachlos. Niemand von uns hätte damit gerechnet, dass die bloße Natur so tief bewegt. Und das obwohl wir alle sechs gerne und viel draußen sind. Irgendwas ist anders hier. Wir sind sieben Monate durch spektakuläre Kulissen und großartige Landschaften gefahren und dennoch ist das hier anders. Wir kommen nicht drauf und wir werden erst am Ende der Carretera wissen was es ist.
Der Tag hält noch einen Höhepunkt für uns bereit. In einer kurzen, aber knackigen Wanderung besteigen wir den Vulkan Chaiten. Bis 2008 war der Vulkan gar nicht bekannt, das hat sich schlagartig geändert, als er über Nacht ausgebrochen ist und große Teile des Ortes Chaiten zerstört wurden. Wir bestaunen den rauchenden Krater und die Aussicht bis zum Ozean. Heute ist Chaiten wieder halbwegs aufgebaut und wir zelten im Vorgarten einer netten Familie.

22.10.2019 Chaiten – Parque Queulat

Wir verlassen Chaiten und unsere kurzzeitige Reisegruppe. Die einen peilen eine Woche Workaway an, die anderen wollen um einen See wandern. Uns treibt es weiter südwärts. Wir verlassen den Regenwald und kommen in eine neue Vegetationszone. Mit Nadelbäumen, Bergseen und Weiden sieht es hier aus wie im Voralpenland. Nur viel einsamer. Uns begegnen kaum Autos, es gibt keine Siedlungen oder sonstige Anzeichen für Zivilisation. Die Straße scheint durch Landschaften zu führen, die noch nie ein Mensch betreten hat. Wir wissen zwar von Laura, dass auch hier die Ruhe manchmal trügt und Investoren schon in den Startlöchern stehen, um Hotelressorts oder Minen zu bauen, aber zu sehen ist davon noch nichts.

Nach einem Tankstopp in dem kleinen Dorf Puyuhuapi, das einst von deutschen Auswandern gegründet wurde, schlagen wir unser Zelt im Nationalpark Queulat auf. Die Hauptattraktion sind hier die beiden hängenden Gletscher. Sie kalben in den rund 100 Meter tiefer liegenden Gletschersee und das Schmelzwasser bildet einen imposanten Wasserfall. Nach kurzer Wanderung erreichen wir den unteren Aussichtspunkt und sitzen dort bis die Sonne untergeht. Alleine. Von oben sieht man das Spektakel zwar besser, aber wir sind zu faul, die vierstündige Wanderung zu machen. Immer wieder brechen Teile der Gletscher ab und stürzen unter unvorstellbarem Getöse in den See. Was für Gewalten. Was für ein Schauspiel. 

23.10.2019 Parque Quelat – Coyhaique

Heute kommen wir wieder unter Menschen. In Coyhaique, der Hauptstadt der Carretera Austral. Das Städtchen lebt von der Holzwirtschaft und ist die einzige größere Ansiedlung in der Region. Während wir auf der Straße stehen und beratschlagen wo wir übernachten, kommt ein Coyhaiqueño auf seiner BMW vorbei und quartiert uns kurzerhand bei Natti ein. Natti ist gut über 70 und sitzt den ganzen Tag vor dem Küchenofen und strickt für ihre Enkel. Wir schlafen im ehemaligen Kinderzimmer und dürfen die Motorräder in die Garage stellen. Das ist nicht schlecht, denn die Unruhen haben es tatsächlich bis hierher geschafft.
Auf dem Weg ins Zentrum kommen wir vorbei an Supermärkten und Banken mit eingeworfenen Scheiben. Die Läden haben größtenteils ihre Schaufenster verrammelt und geschlossen und auf dem Platz findet eine Demo statt. Die schauen wir uns an und finden sowohl die Forderungen als auch die Teilnehmer ok. Ein Lehrer verdient ca. 300 Euro im Monat während die Preise ähnlich wie in Deutschland sind. Muss man sich ja nicht wundern, dass es denen stinkt.
In einem der wenigen Cafés, das noch offen hat, bekommen wir was zu essen. Und während wir unser Steak verdrücken kommt Joaquin zur Türe herein. Was für ein schöner Zufall und was für ein netter Abend noch.

24.10.2019 Coyhaique – Rio Tranquilo

Wir verabschieden uns früh von Natti, denn gut 150 Kilometer nach Coyhaique kommt eine Baustelle und die Strasse ist nachmittags geschlossen. Es ist der Übergang vom nördlichen Teil der Carretera zum südlichen. Und für uns der Übergang von einfach einer schönen Straße zu einem Weltwunder für Motorradfahrer. Zuerst quälen wir uns allerdings zwischen Bagger, LKWs und Sprengtrupps durch die Baustelle. Hier endet der Asphalt und bis wir wieder eine geteerte Straße unter die Reifen bekommen, werden 1200 Kilometer vergehen.
Wir kommen durch ein Hochtal, vorbei am Nationalpark Cerro Castillo und sogar die scheuen Huemules lassen sich blicken. Huemules sind kleine Hirsche, die nur hier im Süden Chiles vorkommen und sich selten zeigen. Als nächstes fahren wir durch einen dichten Nadelwald, es ist wie ein kleines Stück Schweden bevor er den Blick über den Lago General auf ein atemberaubendes Bergpanorma frei gibt. Und auf Joaqins Pickup. Er selbst liegt darunter und montiert den Wagenheber, er hat einen Platten. Wir bleiben noch ein bisschen bei ihm und erreichen dann Rio Tranquilo. Von hier aus wollen wir morgen die Marmorkathedrale mit dem Boot anschauen.
Dort angekommen gönnen wir uns ein Hotel und suchen was zum Abendessen. Fündig werden wir bei Luis im Wohnzimmer. Der serviert uns eine Portion Lachs mit Pommes, die für drei Tage gereicht hätte. Entschuldigend erklärt er uns, dass hier ein kleiner Lachs 13 Kilo hat und zuckt mit den Schultern. Lecker wars trotzdem.

25.10.2019 Rio Tranquilo

Die Marmorkathedrale ist eine Felsformation, die man nur vom Wasser aus sehen kann. Sie gilt als die meistbesuchte Attraktion auf der Carretera. Allerdings fahren die meisten nicht selbst hierher, sondern nehmen an einer Tour von Coyhaique aus teil. Gut für uns, denn so geht es morgens gemütlich zu und alle Reisenden, die in Tranquilo übernachtet haben, passen in ein Boot. Groß beschreiben muss man die verrückten Steinformationen nicht, die Bilder sagen mehr als tausend Worte.

26.10.2019 Rio Tranquilo – Caleta Tortel

Die Landschaft verändert sich. Es ist schwer einen Vergleich zu finden. Es sind immer noch Berge, Seen, Wälder und Wiesen die sich abwechselnd zu einer kitschig, schönen Landschaft verbinden. Allerdings ist da noch etwas Mythisches, was Einmaliges. Mit jedem Meter, den wir weiter südlich kommen, fragen wir uns warum uns die Gegend so berührt. Wir versuchen es mit Fotos, aber jedes mal wenn wir die Ergebnisse anschauen, stellen wir fest, dass die Bilder nicht zeigen was wir sehen oder empfinden. Wir kommen kaum vorwärts, denn hinter jeder Kurve versucht es einer von uns wieder mit einem Foto. Manchmal bleiben wir einfach stehen und schauen.

Nach vier Stunden erreichen wir Cochrane, unserem Ziel für heute. Wir tanken, blicken uns an und denken dasselbe: schon da? Keiner will schon ankommen. Zu schön ist es auf dem Motorrad. Dieser Moment bringt uns der Antwort zweier Fragen näher. Warum ist das ein Weltwunder für Motorradfahrer und warum sind wir für viele Reisende so schnell unterwegs? Weil wir auf dem Bock sitzen wollen. Motorradfahren ist Genuß, Sport, Erlebnis. Es ist wie ein Droge. Und wir können nicht genug davon bekommen. Wir verzichten auch gerne auf Wandern, Rafting, Canyoning, wenn wir dafür unsere Zweizylinder wieder anwerfen dürfen.

Wir fahren einfach weiter und nach Cochrane ist die letzte Stufe der Einsamkeit erreicht. Im diesem Teil kommen nur noch zwei Dörfer und man muss alles wieder zurück. Die letzten 250 Kilometer sind eine Sackgasse. Wir peilen das erste Dorf an, Caleta Tortel. Dort geht die Straße nur bis zum Dorfeingang. Die Bewohner waren es gewohnt, dass ihre Gemeinschaft nur über Boote erreichbar ist und entsprechend skeptisch sahen sie vor ein paar Jahren die Anbindung ans Straßennetz. Man konnte sich dann darauf einigen, dass die Straße nach dem Dorfeingang endet.

27.10.2019 Caleta Tortel

Das ganze Dorf erstreckt sich auf mehrere Kilometer entlang der Küste. Es gibt keine Straßen, stattdessen Stege aus Holz. Für diese Stege ist Tortel berühmt und sie verleihen dem Dorf einen eigenen Charakter. Es herrscht polares Meeresklima. So weit südlich bedeutet das, es ist nie wirklich warm und selten richtig kalt. Dafür regnet es extrem viel und meistens ist das Dorf wolkenverhangen. So erklärt es uns Maria, die Gastgeberin der Entre Hielos Lodge. Es ist eine herrliche Oase inmitten der Klabautermannatmosphäre.

Hier wohnt auch eine französische Familie, die sich seit Wochen um einen Ausflug zum Jorge-Montt-Gletscher bemüht. Es fehlen noch zwei Mitfahrer, um die Mindestmenge an Teilnehmer zu erreichen. Wir sagen spontan ja und besteigen ein Schnellboot, das uns eher an eine Polarexpedition als an einen Ausflug erinnert. Auf der Checkliste für den Hafenmeister steht: Essen für zwei Tage, 200 Liter Treibstoff, Notfallkommunikation. Na dann, kanns ja losgehen.

Wir jagen übers Wasser. Nach anderthalb Stunden erreichen wir die ersten Anzeichen des Gletschers. Kleine Eisbrocken schwimmen im Wasser. Sie werden immer mehr und größer bis wir an ausgewachsenen Eisbergen vorbeifahren. Unser Kapitän ist hochkonzentriert, denn er muss einen Weg zwischen den bizarren Gebilden finden. Hundert Meter vor der Gletscherkante legen wir an und springen von Bord. Vor 15 Jahren war hier noch Gletscher. Wir klettern auf Gestein, das ein paar tausend Jahre unter Eis begraben war. Gänsehautatmosphäre.

Auf der Rückfahrt fischen unsere Skipper einen Eisbrocken aus dem Wasser, machen ein Loch rein und servieren Ballantines aus Gletschereis. Unter bestimmten Umständen schmeckt sogar dieses Destillat.

Abends wärmen wir uns zusammen am Holzofen und schwärmen in einem Kauderwelsch aus Französisch und Spanisch von dem einmaligen Erlebnis.

28.10.2019 Caleta Tortel – Villa O’Higgins

Wo ist eigentlich das Ende der Welt? Viele sagen in Ushuaia, weil es die südlichste Stadt ist, die man per Straße erreichen kann. Wir glauben, dass man sich das Ende der Welt verdienen muss. Schon früh entscheiden wir uns lieber nach Villa O’Higgins an das Ende der Carretera Austral zu fahren, als nach Ushuaia. Vorbei an Lagunen mit Flamingos, durch eine Sumpflandschaft und über zwei Pässe. Den Verkehr auf der Straße kann man recht genau beziffern. Zweimal am Tag ca. 10 Autos. Mehr passen nicht auf die kleine Fähre, die den letzten Fjord überquert.

Nach 1.247 Kilometer durch Eiseskälte, über Fjorde und schroffe Berge, bei Regen und Schnee kommen wir in Villa O’Higgins an und erleben unseren Ende-der-Welt-Moment. Wir sind stolz, glücklich und haben Freudentränen in den Augen. Es ist der emotionalste Fahrtag unserer Reise.

29.10.2019 Villa O’Higgins – Cochrane

Eigentlich wären wir noch gerne in O’Higgins geblieben, um den Moment zu genießen. Aber selbst die Einheimischen wiegen bedenklich mit dem Kopf beim Wetterausblick. Dauerregen ist angesagt und sogar Schnee. Für heute allerdings ein letzter schöner Frühlingstag. Also befreien wir unsere Sitze vom Morgenfrost und brechen auf.

Wir genießen jeden der 230 Kilometer zurück nach Cochrane und auf der Fahrt wird uns klar, was die Carretera ausmacht. Es ist die Abwesenheit der Zivilisation, des Menschen. Wir selbst sind es, die der Natur ihre Schönheit stehlen. Wir haben hier eigentlich nichts verloren.

In Cochrane treffen wir zufällig Nicolas aus Santiago wieder. Ihr könnt Euch vorstellen, es wird ein wunderbarer Abend als Abschluss der Carretera Austral.