Via Nueva Loja nach Quito

25.07.2019 San Agustín – Nueva Loja

Um nach San Agustín zu kommen haben wir die Cordillera Oriental überquert, eine der drei großen Gebirgsketten, die Kolumbien durchziehen. Geografisch gesehen sind wir damit im Amazonas unterwegs. Und vor allem abseits vom letzten Rest Tourismus. Auf unserer Fahrt in Richtung Süden zur ecuadorianischen Grenze erleben wir nochmal ein ganz anderes Kolumbien. Ziemlich heruntergekommen alles, die Leute wirken arm, mit manchen ist sicher nicht gut Kirschen essen. Bis vor dem Friedensvertrag mit der FARC war das hier Widerstandshochburg. Nun passieren wir Militärposten, die für den Krieg gerüstet scheinen. Meterhohe Sandsäcke, MG Schiessscharten, Soldaten in voller Montur stehen im Abstand von 20 Metern am Straßenrand und salutieren. Ehrlich, wir fahren durch ein Spalier aus Soldaten mit militärischem Gruß. Von den Polizisten bekommen wir einen Daumen hoch. Man muss dieses Land einfach mögen.

Je weiter wir in Richtung Grenze kommen, desto spärlicher wird die Infrastruktur. Benzin gibts nur noch ein wenigen Tankstellen und Unterkünftige so gut wie gar keine. Wir beratschlagen kurz bei einem Kaffee – leider die pappsüße Variante, die man nicht trinken kann – und beschließen kurzerhand einfach bis Ecuador durchzufahren. Dort gibts wenigstens eine Art Stadt mit einem Hotel.

Der Grenzübertritt ist problemlos, die Beamten sehr nett und hilfsbereit. Nicht nur zu uns, sondern auch zu den hunderten venezolanischen Flüchtlingen, die hier kampieren und von der UN versorgt werden. Es gibt Trinkwasser, ein Spielzimmer und einfache medizinische Hilfe. Wir verteilen unsere letzten kolumbianischen Pesos, ernten ein paar lachende Gesichter in der Tristesse und ziehen weiter. So einfach ist die Realität: deutscher Pass macht ein auf Weltentdecker, venezolanischer Pass stellt sich bei der UN Essensausgabe an. Was ein Scheiß.

26.07.2019 Nueva Loja – Quito

Was wir nicht wussten. Es gab mal ein Großkolumbien, da gehörten Panama, Kolumbien, Venezuela, Ecuador dazu. Bis heute sind nicht nur die Flaggen der Länder recht ähnlich, sondern auch der Menschenschlag. So ist für uns der erste Eindruck von Ecuador gar nicht viel anders als in Kolumbien. In Nueva Loja, einer zwielichtigen Stadt, die eigentlich nur Sprungbrett in den Amazonas ist, kommen wir im Hotel Platinum Class unter. Der Name ist Programm, die Küche serviert Maita, ein traditionelles Fischgericht im Amazonas, geschwind gebracht vom Lieferservice und hübsch verpackt in zwei Styroporboxen. Egal, es schmeckt und unsere Motorräder sind sicher geparkt.

Am nächsten Morgen eröffnet uns der Jeffe, dass die Straße nach Quito wegen mehreren Erdrutschen gesperrt ist. Der Umweg bedeutet ca. 700km mehr. Als Beleg zeigt er uns die neuesten Meldungen auf Facebook. Wer bei uns noch über Datenschutz und Privatsphäre diskutiert, sollte mal ein Blick nach Lateinamerika werfen. Hier geht ohne WhatsApp und Facebook absolut gar nichts. Diesen Kanälen wird mehr getraut, als jeder Zeitung oder dem TV.

Zurück zur Straße. Wir wollen es versuchen und uns die Lage vor Ort anschauen. Geht auch ganz gut die ersten 200 Kilometer. Etwas entsetzt über die Geisteratmosphäre entlang der Straße, freuen wir uns über die spektakuläre Fahrt aus dem Amazonas hinauf in die Cordillera Real. Immer wieder sehen wir hinunter auf den Amazonas und was aussieht wie ein Blick auf den Ozean, ist in Wirklichkeit ein Meer aus Bäumen. Ganz nebenbei überqueren wir völlig unspektakulär den Äquator.

Die letzten 50 Kilometer nach Quito waren dann tatsächlich gesperrt, aber mit unsere Motorrädern hatten die Polizisten keine Probleme und wir wurden durchgelassen. Ein paar Matschstraßen, Furten und wilde Schotterpisten später waren wir durch und staunten nicht schlecht, als das Navi unsere Höhe mit 4.200m angab. Wir genießen die letzten Kilometer mitten in einer rauen Berglandschaft und kommen bald darauf im heißen, staugeplagten Quito an. Mal wieder eine Fahrt voller Kontraste.