Calí – Popayán

20.07.2019 Filandia – Calí

Es geht uns gut und wir haben das große Glück diese Reise machen zu können. Aber es gibt auch Tage, die wir lieber aus dem Gedächtnis streichen würden. Heute ist so ein Tag.

Am Morgen verabschieden wir uns herzlich von Paul und Yvette und der Steel Horse Ranch und machen uns auf den Weg nach Calí. Vor uns liegen 210 km Highway. Nichts aufregendes. Eigentlich. Doch da war noch die Curva de Muerta. Dreimal ist es gut gegangen, beim vierten und letzten Mal rutscht Karin doch vom Fahrstreifen ab. Umfaller Nummer eins. Bei dieser Kurve und mit dem schweren Motorrad hätte das jedem passieren können, aber Karin ärgert sich trotzdem furchtbar. Die Einheimischen schaffen das schließlich auch zu fünft auf einem winzigen Moped (ungelogen!). Überhaupt ist es erstaunlich, was die alles mit diesen kleinen Hupfern transportiert bekommen: 5 Eiersteigen auf dem Schoß, Fahrräder, Hunde, Hühner, ganze Familien inklusive Säugling, Regale, Haustüren. Einfach alles.

Jetzt ist so ein Umfaller bei einem 300kg Motorrad weder ungewöhnlich noch schlimm, aber dennoch jedesmal ein Dämpfer fürs Ego. Paul hat es schön formuliert: “I feel embarassed when I drop my bike”. Prompt muss Karin auf einem Stück Schotter abrupt bremsen und schon wieder liegt das Motorrad. Mit Paul und Yvette, die zufällig vorbei fahren, kann Karin noch darüber lachen, doch nachdem im Dorf das Motorrad bereits das dritte mal liegt, ist Schluss mit lustig. Es reicht für heute.

Da sind wir beide für die Fahrt auf dem langweiligen Highway dankbar. Das Schicksal nimmt aber keine Rücksicht auf Motorradfahrer Egos und ganz nach Andi Brehmes Maxime “Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß”, kreuzt ein stattlicher Leguan vor Karin die Straße und prallt gegen das vor ihr fahrende Auto. Das Tier bleibt zappelnd auf dem Rücken mitten auf der Fahrbahn liegen. Im letzten Moment kann Karin noch ausweichen, bevor der Leguan wieder auf die Beine kommt und hinter ihr wieder zurückrennt. Puh, das war knapp. Wie gut, dass Andre kurz danach ein Straßencafé für einen Stopp ausguckt. Fix und fertig stellt Karin ihr Motorrad ab. Dumm nur, sie vergisst ihren Ständer rauszustellen und legt das Motorrad einfach auf die Straße. Umfaller Nummer vier. Andre findet´s lustig, Karin ist untröstlich und fragt sich einmal mehr, wie sie auf die Idee kommen konnte den Motorradführerschein zu machen. Wir schaffen es ohne Umfaller bis zum Hostel in Calí. Die Stimmung ist trotz überraschender Gluthitze dem Gefrierpunkt nahe. Wie gut, dass Andre es nicht leid wird Karins Motorrad aufzuheben und anschließend ihr Ego wieder aufzubauen.

Calí, das ist eine große, heiße, laute und hektische Arbeiterstadt. Doch ihre Bewohner wissen zu feiern und es ist die Geburtsstadt des Salsa. Nach tanzen ist uns nicht zumute, so schlendern wir durch den angrenzenden Parque San Antonio mit einem fantastischen Ausblick auf die Stadt. Es ist Samstag Abend und der Park voller feiernder Menschen, Musikern, Akrobaten und Straßenhändlern. Wir genießen einfach die fröhliche Stimmung.

21.07.2019 Calí – Popayán

Wer die ganze Nacht feiert, schläft am nächsten Morgen länger. Wir fahren durch das wie ausgestorbene Calí und stellen fest, dass man nichts verpasst, wenn man Calí nicht besucht. Unser nächster Halt ist das Städtchen Popayán. Ganz ohne Umfaller kommen wir dort an und quartieren uns in einem Hotel in der Altstadt ein. Auch dieser Ort ist berühmt für seine Kolonialbauten. Bisher haben sich die traditionellen Gebäude in Kolumbien durch ihre farbenfrohen Fassaden hervor getan. Hier erstrahlen sie majestätisch in weiß.

Auf der Suche nach etwas zu Essen, wird uns mal wieder bewusst, wie außergewöhnlich die Küche Mexikos ist. Dort konnte man an jeder Ecke lecker speisen. Hier ist es schwieriger. Bei “Lomo de Cerdo al Hawaii” erwarten wir zart gebratenes Schweinefleisch mit frischer Ananas. Stattdessen bekommt Karin ein trockenes Steak mit einem Berg roter Kirschmarmelade. Wenigstens gibt es ausgezeichneten Kaffee an der Plaza.