03.06.2019 Tapanetepec – San Cristóbal de las Casas
Nach Tapanatepec führt uns gleich eine schön kurvige Straße in die Berge. Von hier oben haben wir einen fantastischen Blick über die grüne Ebene und die umliegenden Hügel. Bevor es wieder hinab geht, überqueren wir nach wenigen Kilometern die Grenze zum Bundesstaat Chiapas, der berühmt für seine Mayastätten in Palenque, aber auch für seine hohe Kriminalitätsrate ist. Lange haben wir darüber diskutiert, ob San Cristobal wirklich unsere letzte Station in Mexiko sein soll oder ob wir trotz Warnungen nach Palenque und weiter auf die Yucatan Halbinsel fahren sollen. Letztlich entschieden wir uns dafür, weiterzufahren und ein bisschen mehr Zeit für Zentralamerika zu haben. Wir trösten uns damit, dass wir bestimmt wieder nach Mexiko reisen werden und alles nachholen können, was wir jetzt versäumen.
Nachdem wir eine lange schwülheiße Ebene durchquert haben, geht es auf wenigen Kilometern auf 2.100 m ins Gebirge und wir erreichen nach drei Stunden San Cristóbal de Las Casas. Über Kopfsteinpflaster und durch enge, verwinkelte Gassen suchen wir unser Hotel. Nichts wie raus aus den Motorradklamotten und erst mal was Mittag essen. Wir werden in einem kleinen Restaurant mit leckeren Eintöpfen glücklich und satt. Nun können wir entspannt durch die Altstadt mit ihrem obligatorischen Zócalo, den quirligen Fußgängerzonen und ihren alten Kirchen schlendern. Hier fühlen wir uns spontan wohl. Die Atmosphäre von San Cristóbal ist entspannt und dank der vielen Mayafrauen in ihren traditionellen Trachten bunt gefleckt.
Nach ein paar Stunden sind allerdings wir nicht mehr entspannt. Man kann kaum einen Meter gehen ohne von einem der unzähligen Straßenverkäufern angesprochen zu werden, ob man Armbändchen, Gürtel, Taschen, Hemden, Schals, Tischdecken, Tontiere, Schmuck oder sonstige Souvenirs kaufen möchte. Sie sind dabei immer freundlich und es ist uns klar, dass es für viele Familien das einzige Einkommen ist. Ein bisschen haben wir auch ein schlechtes Gewissen, immer “No, gracias” zu sagen. Aber was uns wirklich fertig macht, sind die vielen Kinder, die bis spät nachts die Straßen auf und ab laufen und ihre Waren anbieten oder sich als Schuhputzer anbieten. Selbst im heftigsten Regen ziehen sie von Bar zu Bar. Als so armer Kerl von vielleicht zwölf Jahren, sich mit seinem Bund Rosen zum Verschnaufen an einen der Tische neben uns in der Bar Révolucion setzt, laden wir ihn kurzerhand zu einem Abendessen ein. Er nimmt die Geste dankbar an, aber uns ist schmerzlich bewusst, wie klein dieser Tropfen auf den heißen Stein ist.
04.06.2019 San Cristóbal da las Casas
Den nächsten Tag beginnen wir mit einem leckeren Frühstück in einer französischen Bäckerei, mit Croissants und Pain au Chocalat. Andre schwebt auf Wolke Sieben. Um dem Trubel zu entkommen, folgen wir der Empfehlung im Reiseführer und besichtigen das Haus von Trudi und Frans Blom, das etwas außerhalb liegt. Frans war ein dänischer Archäologe und Anthropologe, seine Frau Trudi Duby-Blom kam aus der Schweiz und Journalistin. Sie lernten sich 1943 in Mexiko kennen und erforschten gemeinsam die indigenen Völker Mexikos. Heute ist ihr Haus “Na Bolom” Gästehaus und spannendes Museum zugleich. Im idyllischen Garten vertrödeln wir bei einem Mittagessen ein wenig die Zeit und spazieren anschließend schwer beeindruckt von Na Bolom zurück.
05.06.2019 Cañón de Sumidero
Sergio hatte uns als absolutes must-do den Cañón de Sumidero ans Herz gelegt, den man mehrere Kilometer weit per Boot erkunden kann. Da wir jedoch keine Lust hatten das mit unserem ganzen Motorradequipment zu machen, nutzen wir für die 50 km lange Fahrt einen Shuttlebus vom Hotel. Am Cañón angekommen, wird uns schnell klar, dass es sich hierbei um eine Massenabfertigung für Touristen handelt, inklusive Souvenirshops und Restaurant. Aber was wir dann erleben macht alles wett. Der Canyon ist wunderschön und bietet spektakuläre Blicke. Das Tierleben und die exotischen Pflanzen, sind ein echtes Highlight. Wir sehen unzählige Vögel, riesige Krokodile, eine Gruppe von Babykrokodilen und Affen, die sich vor uns durch die Bäume hangeln. Nur der allgegenwärtigen Plastikmüll gibt dem ganzen einen bitteren Beigeschmack. Auf dem Rückweg legen wir einen kurzen Stopp in Chiapa de Corzo ein. Es ist eine typische südmexikanische Kleinstadt, die nicht viel zu bieten hat und in der jeder um ein bisschen Einkommen kämpft. Der Tourismus konzentriert sich eben nur auf wenige Spots.
Zurück in San Cristobal sind wir erst mal froh um die Abkühlung der Berge. Und dann packt uns doch noch das Shoppingfieber. Die handgewebten Stoffe mit ihren traditionellen Mustern sind so beeindruckend, dass wir einfach nicht widerstehen können und packen unseren Essensvorratskoffer damit voll. Auch mancher Bernsteinschmuck muss mit. Aber der nimmt ja nicht viel Platz weg.
Wehmütig nehmen wir am Abend in der Bar Revolución Abschied von San Cristóbal und Mexiko, denn morgen geht dieser Abschnitt unserer Reise zu Ende und wir fahren nach Guatemala.