El Salvador

11.06.2019 Antigua – Apaneca

Heute verlassen wir Guatemala schon wieder. Wir haben die freundlichen Menschen und die üppige Natur schätzen gelernt und uns trotz Sicherheitswarnungen nie unwohl gefühlt. Dennoch sind wir in einer Gegend unterwegs, die zu den gefährlichsten der Welt zählt und die viele Menschen wegen Armut und Gewalt verlassen und in Richtung USA fliehen. Wieso reisen wir als Touristen ausgerechnet dorthin? Diese Frage stellen wir uns immer wieder und finden keine rechte Antwort darauf.

Um der Rushhour rund um San Salvador zu entgehen, frühstücken wir gemütlich und fahren in zwei Stunden entspannt die 140 km bis zur Grenze. Auf der guatemaltekischen Seite müssen wir erstmal das ganze Prozedere der Einreise wieder rückgängig machen, um dann mit Kopien davon auf die salvadorianischen Seite zu fahren. Dort sitzt El Jeffe in einem Kabuff und füllt in sagenhafter Geschwindigkeit die Formulare für den Import aus. Mit diesem gehen wir dann zum Aduana Schalter, damit die Lady dort alles in einen Computer eingeben kann. Jetzt kommt der Einreiseschalter. Dort stehen wir eine halbe Stunde an, um zu erfahren, dass wir gar keinen Stempel im Pass benötigen. Also zurück zum Kabuff den Import abstempeln lassen, auf die Motorräder und ab zur Schlusskontrolle bei der Ausfahrt. Macht zusammen 2,5 Stunden warten, anstehen und schwitzen bei tropischen 34 Grad. Das große Willkommensplakat verspricht Fortschritt und neue Straßen, wir sind gespannt.

Die letzten 40 km fahren wir auf der Ruta de las Flores, die sich kurvenreich durch eine idyllische Landschaft mit grünen und blühenden Pflanzen den Berg hinauf schlängelt. Hier sind die Temperaturen erträglicher und wir freuen uns, unser Tagesziel Apaneca zu erreichen. Im typischen Verkehrschaos versuchen wir zwischen LKWs, Bussen, Mopeds und TucTucs den Durchblick zu behalten und gleichzeitig einen Geldautomat zu finden. An einer Polizeikontrolle fragt Andre eine Polizistin danach, die schlicht auf die Polizeistation auf der gegenüberliegenden Straßenseite zeigt. Geschäfte mit verschlossenen Stahlgittern und Tankstellen, die von Sicherheitspersonal mit Maschinengewehren bewacht werden, sind mittlerweile alltäglich, aber Bankautomaten in der Polizeistation sind neu für uns.

Unser Hotel Santa Leticia liegt wunderschön inmitten einer Kaffeefarm. Kaum haben wir ausgepackt und wollen gerade zu einem Rundgang über die Farm aufbrechen, beginnt es in Strömen zu regnen. Da stärken wir uns lieber erstmal im Restaurant mit Steak, Bohnenreis, Salsa, Gemüse und Tortillas. Wir sind die einzigen Gäste, es ist schließlich Regenzeit und keine Reisezeit. Nach dem Gewitter führt uns Señor Maurizio über die Kaffeeplantage und erklärt uns auf spanisch den Anbau der verschiedenen Sorten, die Ernte, den Vertrieb und die Besonderheiten der Kaffeepflanze. Wir bestaunen den riesigen Garten, der zum Herrschaftshaus gehört und in dem die Besitzer sogar mit dem Helikopter landen, um regelmäßig nach dem Rechten zu sehen. Maurizio erzählt, dass es ursprünglich 14 Familien in El Salvador gab, die das gesamte Land besaßen und den Kaffeeanbau kontrollierten. Die restliche Bevölkerung war besitzlos und musste sich als Tagelöhner durchschlagen. Daran hat sich in der Zwischenzeit wenig geändert und viele Probleme mit denen das Land zu kämpfen hat, rühren noch von daher. Die Eliten kontrollieren noch immer das Land und tun sich gegenseitig nicht weh, die Leidtragenden sind die kleinen Bauern.

Da es hier schon früh, so gegen 18 Uhr, dunkel wird, haben wir viel Zeit über El Salvador und seine Geschichte nachzulesen.

12.06.2019 Apaneca – El Cuco

So früh es dunkel wird, so früh wird es am Morgen auch wieder hell. Gegen fünf Uhr dämmert es und die Vögel beginnen mit ihrem ohrenbetäubenden Gezwitscher. Auch der obligatorische Hahn fehlt hier nicht. Wir freuen uns über das traditionelle Frühstück aus Rühreier mit Speck. Anstelle der in Mexiko üblichen Frijoles (Bohnenmus) gibt es in Guatemala und El Salvador Gallo Pinto, Reis mit schwarzen Bohnen. Und dazu gebratene Bananen. Lecker! Davon werden wir bis abends satt.

El Salvador ist das kleinste Land der zentralamerikanischen Staaten, hat aber landschaftlich unglaublich viel zu bieten. Aus den Bergen geht es über die Ruta de las Floras rasch wieder hinunter auf Meereshöhe. Schon bald sehen wir zwischen den Bäumen den Pazifik hervor blitzen. Wir folgen der traumhaften Küste bis es wieder ein Stückchen landeinwärts geht. Nach fünf Stunden und 275 km erreichen wir El Cuco. Der Ort wirkt auf uns, als ob er schon bessere Tage gesehen hätte. Etwas außerhalb liegt hinter einer hohen Mauer und einem verschlossenen Tor unser Hotel Miraflores. Von hier oben genießen wir die spektakuläre Aussicht auf den Pazifik und schauen von der Hängematte aus den Wellenreitern beim Surfen zu. Hier gibt es nur amerikanische und brasilianische Fly-in-Touristen, die von dem Land nichts weiter zu sehen bekommen, außer das Meer hinter der Mauer und die Straße zum Flughafen.

Wir sehen auch hier einfachste Wellblechhütten am Straßenrand, Plastikmüll, arbeitende Kinder und mehr Straßenverkäufer als Läden. Um so größer ist der Kontrast zu der üppigen Natur. Die Straßen sind zwar nicht neu, aber besser als in Guatemala. Auf jeden Fall ein Fortschritt.

Auch in El Salvador haben wir uns sehr wohl und willkommen gefühlt. Wir verstehen jedoch die Zurückhaltung bei den Touristen. Den Menschen hier wünschen wir ein bisschen von dem was für uns so selbstverständlich geworden ist: in Frieden leben können.