Rancho Meling

30.04. – 2.05.2019

Wir haben die, zwar ereignislosen, aber erholsamen Tage im Valle de Guadeloupe genossen und machen uns auf den Weg nach Ensenada, der nächst größeren Stadt. Aber irgendwie soll das nicht unser Tag werden. Schon beim Losfahren fällt Karin (mal wieder) das Motorrad um und in ganz Ensenada scheint es kein Spiritus für unseren Campingkocher zu geben. Wir fahren kreuz und quer durch den hektischen mexikanischen Verkehr, von Supermarkt zu Baumarkt zu Malergeschäft, durch Schlaglöcher, über Topes und Dirtroads. Bis wir schon fast aufgeben wollen. Da kommt Andre auf die Idee, in einer Farmacia nachzufragen. Bingo! Hier bekommen wir Spiritus. 

Ein unbedingter Tipp im Norden der Baja California ist die Rancho Meling. 130 km nach Ensenada biegen wir vom Highway ab und folgen einer der landschaftlich schönsten Straßen der Baja, exakt 50 km lang in die Berge. Die kurvenreiche Straße durch blühende Hügel lässt unser Motorradfahrerherz höher schlagen!

Bis es rechts ab, steil den Berg hinunter geht. Und zwar zu Karin Schreck auf einer Sandstraße! Noch sitzt ihr der Sturz in der Mojave Wüste in den Knochen. Andre lotst sie sicher nach unten, aber kurz vor dem Ziel passiert es doch. Das Vorderrad rutscht weg und Karin liegt im Sand. 🙁 Mit angeknackstem Motorradego geht sie das letzte Stück doch lieber zu Fuß.

Inmitten eines Nationalparks liegt die Rancho Meling. Sie beherbergt seit drei Generationen neben der Rinderzucht auch Reisende. Jedes Zimmer hat einen eigenen Holzofen und alle Gäste sitzen zum Essen gemeinsam an einem Tisch. Und zwar pünktlich um 19 Uhr. Ein Zeitungsartikel an der Wand berichtet über die bereits verstorbene Hausherrin, die angeblich sogar den Gouverneur der Baja als Strafe fürs Zuspätkommen den Abwasch machen ließ. Die Tochter dänischer und norwegischer Einwanderer ritt nicht nur täglich über die Rinderweiden, sondern flog auch leidenschaftlich gerne einmotorige Flugzeuge. Eine beeindruckende Frau, die wir gerne persönlich kennengelernt hätten. Stattdessen machen wir beim Abendessen die Bekanntschaft von July & Dennis, einem Pärchen pensionierter Amerikaner, und von Ania & Greg, einer Flamenco Tänzerin und eines IT´lers, aus Polen, die nun in Atlanta leben. Wir verbringen einen gemütlichen Abend zusammen. Die Nacht ist sternenklar und wir können uns an dem Sternenhimmel gar nicht satt genug sehen.

Nach einem typisch mexikanischen Frühstück mit Huoves Revueltos (Rühreier), Bohnen, Reis, Salsa und Tortilla, wollen wir weitere 50 km in die Berge fahren und die dortige Sternwarte besichtigen. Leider hat diese ausgerechnet heute Ruhetag und Karin hat sowieso keine Lust die Sandstraße öfter als zwingend erforderlich zu fahren. So verbringt Karin den Tag gemütlich mit lesen und Blog schreiben und Andre bricht alleine auf. Zwei Stunden später kommt er ganz beseelt von den vielen Kurven und der wunderschönen Landschaft, die überraschenderweise fast an den Schwarzwald erinnert, zurück.

Am späten Nachmittag besichtigen wir die kleine Kapelle der Ranch und sehen schon von weitem zwei Motorradfahrer, die sich mühsam den Weg zur Ranch herunter kämpfen. Der erste kommt auf seiner GS glücklich unten an, der zweite Fahrer hat deutlich mehr Probleme und stürzt zweimal so heftig, dass Ania und Greg, die zufällig vorbei fahren, ihm helfen müssen, sein Motorrad aus dem Sand zu ziehen. Als dieser Bär von Mann endlich unten mit seiner GS ankommt, denkt sich Karin, dass sie sich am Vortag vielleicht doch nicht ganz blöd angestellt hat….

Beim Abendessen hat unsere Gästerunde weiteren Zuwachs bekommen. Neben den beiden GS-Fahrern Chris (ein Deutscher, der seit 27 Jahren in den USA lebt) & Drew aus Kalifornien, sitzen auch Kri & Darren mit am Tisch. Sie kommen beide aus San Francisco und sind uns spontan sympathisch. Darren ist Bibliothekar in einer öffentlichen Jugendbibliothek und Kri Lektorin für Reiseführer bei Moon Publishing. Was für eine großartige Idee alle Gäste an einen Tisch zu platzieren! Den ganzen Abend über führen wir angeregte Gespräche, über Reisen und Literatur. Unsere Runde löst sich um 22 Uhr auf, denn dann wird der Stromgenerator abgestellt.

Am nächsten Morgen verabschieden wir uns und bekommen noch ein Buch von Kri und Darren geschenkt. Wer weiß, vielleicht treffen wir uns ja irgendwo auf der Baja wieder.