Cabo Pulmo

11.05. – 14.05.2019 Cabo Pulmo

Auf nach Cabo Pulmo! Kaum haben wir die Großstadt La Paz mit ihren vielen Stoppschildern, Schlaglöchern und Einbahnstraßen hinter uns gelassen, haben wir den Highway fast für uns alleine. Hier müssen wir mehr auf wildgewordene Truckfahrer, freilaufende Hunde, Ziegen, Kühe, Pferde und Esel als auf die Straße achtgeben. Und natürlich die Topes. Diese Speedbreaker verdienen eigentlich einen eigenen Artikel. Es gibt offizielle, temporäre, homemade, sichtbare und völlig unsichtbare Topes. Sie können einen kalt erwischen, dann muss man erstmal schauen ob noch alles dran ist. Gar nicht auszudenken wie man sich in einem Auto fühlen mag.

Das Touristendorf Triunfo liegt auf unserer Strecke und ist bekannt für seine Missionskirche. Wir halten aber hier, weil wir von Erin & Ed den Tipp für eine Bäckerei bekommen haben. Gute Backwaren sind in ganz Amerika Mangelware und so sind wir gespannt, was uns hier erwartet. In der hübschen, kleinen Bäckerei mitten im Nirgendwo gibt es Lemonscones, Apfelstrudel, Walnuss-, Sauerteigbrot und noch vieles mehr. Wer braucht da noch eine Missionskirche. Glücklich und gestärkt fahren wir zu unserem nächsten Etappenziel, dem Tropic of Cancer. An dieser Stelle des Highways verläuft der nördliche Wendepunkt, d.h. ab hier befinden wir uns in Tropen.

Doch nun sind wir auf Cabo Pulmo und die Dirtroad gespannt. Tatsächlich hört die Straße einfach auf und wir fahren auf festgefahrenem Sand. Andre hat seinen Spaß und Karin schwitz Blut und Wasser, als doch ein paar sandige Stellen kommen. Aber sie schafft die 10 km ohne Sturz und kommt glücklich in dem kleinen Dorf Cabo Pulmo an. Nach kurzem Beratschlagen, folgen wir der Empfehlung von Erin & Ed und fragen bei Baja Bungalowas nach einem freien Zimmer an. Wir haben Glück und freuen uns über den schönen Bungalow mit Küche und Blick aufs Meer. Hier lässt es sich aushalten! Ringsum sind die Fenster, dank Fliegengitter, offen und wir genießen die leichte Prise, lauschen dem Meeresrauschen und dem Vogelgezwitscher. Cabo Pulmo ist ein ehemaliges Hippiedorf und wurde dank dem Engagement einiger Bewohner zu einem Naturschutzgebiet erklärt. Hier gibt es nicht nur unzählige besondere Vögel, sondern auch das einzige Korallenriff Nordamerikas. Einige dort beheimateten Tieren und Pflanzen kann man auf dieser Seite erkunden.

Doch plötzlich trauen wir unseren Ohren kaum. Diese Stimme kennen wir doch! Und tatsächlich stehen Kri & Darren, die wir vor zwei Wochen auf der Rancho Meling kennengelernt hatten, im Hof vor unserem Bungalow. Sie werden ebenfalls die nächsten drei Nächte hier verbringen und freuen sich genauso über das Wiedersehen wie wir. Auch unsere freundliche Gastgeberin, kann den Zufall kaum glauben.

Unseren zweiten Tag in Cabo Pulmo verbringen wir faul mit lesen und Vögel beobachten, einem Spaziergang zum Strand und einem gemeinsamen Abendessen mit Kri & Darren. Wir haben viel Spaß zusammen und reden stundenlang über Gott und die Welt. Noch nie haben wir jemanden getroffen, der so viele Fragen stellt – und schon gar keine Amerikaner. 😉

Am nächsten Morgen brechen wir früh zum Strand auf, um eine Schnorcheltour zum Riff zu machen. In Cabo Pulmo gibt es unzählige Anbieter und die Wahl fällt schwer. Unsere Gastgeber hatten selbst gute Erfahrungen mit Ecoadventures gemacht und so folgen wir ihrer Empfehlung. Es gibt eine Tour, aber wir sind die einzigen Teilnehmer, weshalb sich die Gebühr erhöht und es hat ordentlichen Wellengang. Karin ist etwas mulmig aber es ist unsere einzige Chance. Morgen geht unsere Fähre nach Topolabampo. Wir bekommen Schnorchelbrille, Flossen und Neoprenanzug in die Hand gedrückt und schon sitzen wir mit Brucho, dem Kapitän, und Irene, unserer Führerin, in einem Motorboot und brausen über die Wellen. Nach einer knappen Viertelstunde hält Brucho an und wir gehen mit Irene zum ersten Mal ins Wasser. Das Meer sieht hier genauso aus wie überall, doch dann blicken durch unsere Schnorchelbrillen nach unten und trauen unseren Augen kaum. Hier wimmelt es nur so von unzähligen Fischen, die sich zu einem Schwarm formieren und wir entdecken die ersten bunten Korallen! Wir bestaunen diese faszinierende Welt und können gar nicht genug davon bekommen. Sogar einen Trompetenfisch bekommen wir zu sehen. Kurz bevor wieder ins Boot klettern, machen wir jedoch die Bekanntschaft mit einer Qualle und ihren giftigen Tentakeln. Darauf hätten wir gut verzichten können, aber Brucho versorgt uns mit Salbe und die Tour kann weitergehen. Brucho fährt weiter aufs Meer hinaus und versucht Thunfische zu finden. Für uns sieht von oben alles gleich aus, aber er kennt ihre Stellen und findet sie am Geruch. Tatsächlich können wir sie auch riechen! Das fasziniert uns ungemein. Leider bekommen wir sie nicht zu sehen, da die Fische sich zu tief im Wasser befinden. Schade.
In einem weiten Bogen fahren wir an der Küste entlang und entdecken noch weitere, noch exotischer Fische. Es ist, als schwämmen wir in einem riesigen Aquarium in der Wilhelma. Unser letzter Stopp ist an einem Felsen mit Seehunden. Hier können wir sie nicht nur aus unmittelbarer Nähe beobachten, sondern sie schwimmen ausgelassen um uns herum. Beglückt und ehrfürchtig kehren wir an Land zurück. Nach leckeren Fischtacos am Hafen, verbringen wir den Abend bei Bier und Tequila mit Kri und Darren. Kaum zu glauben, aber wir haben noch genug Gesprächsstoff und Fragen bis spät in die Nacht.

Kurz nach einem spektakulären Sonnenaufgang, verlassen wir Cabo Pulmo. Dieser Ort hat eine eigene Magie und es ist schwer zu beschreiben wie wir uns beim Verlassen eines so friedlichen und naturnahen Fleckchens Erde fühlen. Trauer, vielleicht ein bisschen Wehmut, aber auch glücklich darüber überhaupt hier gewesen zu sein. Auf unserer langen Reise kommen wir an Grenzen und sind nicht frei von Zweifeln, aber Tage wie diese sind die Bestätigung, dass es sich lohnt diese Welt zu bereisen.

Schade nur, dass das Glück immer auch seinen Preis hat. Nach einer schlaflosen Nacht wegen des Quallenbiss, kommt Karins Motorrad bei der Rückfahrt ins Schlingern und sie landet im Sand. Das wäre nicht weiter schlimm wenn ihr Ego nicht so darunter leiden würde.