Baja California

2.05.2019 Rancho Meling – San Quintin

Von der Meling Ranch fahren wir durch die wunderschöne Berglandschaft wieder hinab auf Meereshöhe. Unser heutiges Ziel ist San Quintin und liegt nur 120 km entfernt an der Pazifikküste. Vorbei an riesigen Feldern und Gewächshäusern mit Erdbeeren, Tomaten, Avocados und anderem Gemüse für den Export nach Kalifornien, geht es für uns immer weiter südwärts. Im nördlichen Teil der Baja California sind schöne Unterkünfte rar. Deshalb sind wir dankbar für die vielen Tipps von Chris, der bereits über 20 mal die Baja mit dem Motorrad bereist hat und jeden Winkel zu kennen scheint. Und von seiner Gesinnung abgesehen, war ein netter Kerl. Prompt trifft Andre ihn an der Promenade.

Außerhalb der lauten, hektischen und staubigen Stadt San Quintin liegt an einer Bucht das Hotel Old Mill. Mit seinen kleinen einfachen Zimmern und dem Restaurant Eucalipto kommt es uns wie eine kleine Oase vor. Hier treffen wir eine Gruppe von Motorradfahrern, die die gesamte Baja California in 5 Tagen bereisen. Und das komplett offroad! Es geht eben immer alles noch ein bisschen verrückter.

3.05.2019 San Quintin – Cataviña

Nach 60 km kommen wir durch El Rosario und sind froh, dass wir Chris´ Tipp gefolgt sind und nicht hier übernachtet haben. El Rosario besteht aus einer Tankstelle und einer handvoll Häuser, die direkt an dem abschüssigen Highway liegen. Das hat zur Folge, dass die LKWs hier mit Motorbremse herunter rattern und die ganze Nacht einen Höllenlärm machen. Wir füllen unseren Tank auf, denn bis Guerrero Negro (360 km) gibt es keine Tankstelle mehr.

Plötzlich verändert sich die Landschaft. Die flache Einöde verwandelt sich in eine wunderschöne Wüstenlandschaft mit riesigen, teilweise blühenden Kakteen. Wir kommen gar nicht mehr aus dem Staunen heraus. Nach 180 km erreichen wir unser Hotel Mision Santa Maria in Cataviña, das einsam inmitten dieser Kakteen- und Felslandschaft liegt. Und wen treffen wir hier? Chris, der sich von uns kaum trennen kann, so sehr scheint er sich über deutsche Gesellschaft zu freuen. Allerdings sind wir ihm viel zu langsam und so verabschieden wir uns ein letztes Mal. Auch hier treffen wir eine Gruppe von Motorradfahrern. Diesmal sind es Briten, die ihre Motorräder nach New Jersey verschifft haben und von dort einmal quer durch die USA bis ans Südende der Baja und wieder zurück fahren. Und das innerhalb von zwei Wochen. Wir genießen lieber die zauberhafte Landschaft und verbringen den Nachmittag am Pool mit Margeritas.

4.05.2019 Cataviña – San Ignacio

Nach Cataviña erwarten uns noch mehr Kakteen, Wüste und vor allem hohe Berge. Hier hat es frische 20 Grad, aber sobald wir diese überquert haben, steigen die Temperaturen rasch wieder auf 35 Grad. Nach 380 km erreichen wir San Ignacio, das wie eine Oase mit grünen Palmen in der Wüste ist. Bei einem Spaziergang von unserem Hotel Desert Inn aus, erkunden wir dieses hübsche Örtchen mit seiner Mision und genießen ein fantastisches Abendessen an der Plaza. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Nur das Stoppschild konnten wir uns nicht recht erklären.

5.05.2019 San Ignacio – Mulegé

Um nicht zu sehr ins Schwitzen zu kommen, brechen wir früh am Morgen auf. Allerdings führt uns die Strecke wieder über hohe Berge, wo es gerade mal 16 Grad hat! Da kommt Karins Griffheizung auch in der Wüste zum Einsatz 😉

Ein Etappenziel für heute ist das am Meer gelegene San Rosalia. Dorthin genießen wir eine grandiose Fahrt über die Berge und erblicken nach einer Stunde am Horizont die Sea of Cortez, mit seinem türkisblauen Wasser. (Das Meer zwischen der Baja und dem Festland wurde nach dem spanischen Seefahrer und Eroberer Hernán Cortés benannt.  Seine Leben ist eng verknüpft mit der Geschichte Mexikos und ein Abstecher zu seinem Wikipediaartikel lohnt sich.) Was für ein spektakulärer Anblick! Doch kaum sind wir auf Meereshöhe angelangt, steigt das Thermometer rasch auf 34 Grad und wir passieren ein riesiges Müllfeld voller Plastik, das vom Wind verweht wird. Wir haben schon öfter gesehen, wie die Einheimischen den Abfall in der Wüste von ihren Pickups schaufeln, aber hier, mitten in dieser Schönheit zwischen zerklüfteten Felsen und des strahlenden Meeres, ist es ein ernüchternder Anblick.

In San Rosalia besichtigen wir die von Gustave Eiffel ganz aus Metall entworfene Kirche La Iglesia de Santa Rosalía und bewundern ihre schlichte Eleganz. Nach einem typisch mexikanischen Frühstück mit Rührei, Bohnen und Tortilla, fahren wir weiter nach Mulegé, wo wir nach einer weiteren Stunde und den letzten Kilometer über eine Dirtroad das traditionsreiche Hotel Serenidad erreichen. Das Hotel gab es hier schon, als es noch nicht einmal eine befestigte Straße auf der südlichen Baja gab. Dafür bietet das Hotel einen Airstrip, auf dem die Gäste mit ihren Kleinflugzeugen laden können. Berühmtheiten wie John Wayne nutzten das regelmäßig. Diese Möglichkeit gibt es auch heute noch und wir konnten drei Flugzeugen beim Landen zuschauen. Das Hotel hat ein ganz besonderes Flair. Andre hat es besonders die Bar im Pool angetan. Hier gibt es die besten Margeritas auf der ganzen Baja.

Natürlich treffen wir auch hier Reisende. Erin & Edward sind mit ihren GS aus San Diego auf einem Baja Trip und haben einige gute Tipps für uns. Besonders Cobo Pulmo, südlich von La Paz, hat es ihnen angetan. Allerdings ist dieses Dorf nur über eine 10 km lange Dirtroad zu erreichen, weshalb Karin gleich abwinkt.

Und dann treffen wir auf Thor, der ursprünglich aus Dänemark stammt, aber bereits vor über 30 Jahren in die USA ausgewandert ist und nun in Sonora, im nördlichen Mexiko lebt. Dort betreibt er seinen Shop Bikes on Beach und kann angeblich alles reparieren. Momentan ist er auf der Rückfahrt nach Sonora, nachdem er einen Pitstop bei dem Offraodrennen Baja 500 betreut hatte.

6.05.2019 Mulegé

Noch vor dem Frühstück testet Andre Thors Aussage, er könne alles reparieren und bittet ihn Karins verbogenen Koffer zu reparieren. Nach einigem hin und her hat er tatsächlich die geniale Idee die Delle mit dem Wagenheber auszubeulen. Und es klappt! Thor ist ein Held. 😉

Wir genießen für den restlichen Tag die entspannte Atmosphäre des Hotels Serenidad und machen nichts, außer lesen, Fisch Tacos essen, Margeritas trinken und faulenzen.

7.05.2019 Playa de Santispac

Nick und Sam hatten uns so sehr von den Stränden südlich von Mulegé vorgeschwärmt, dass wir zu einem von ihnen, dem Playa de Santispac, fahren wollen. Laut Google Maps können wir einfach die Straße hinter dem Hotel durch Mulegé nehmen. Doch schon nach wenigen Kilometern wird die Dirtroad immer enger und Karin immer mulmiger zumute. Prompt bleibt Andre im tiefen Sand stecken und wir müssen das Motorrad zu zweit heraus ziehen. Also, alles wieder zurück und über den Highway wenige Kilometer an der traumhaften Küste entlang, bis sich vor uns in einer Bucht ein kilometerlanger breiter Sandstrand entlang streckt. Mit zwei Restaurants und mehreren Palapas (Palmdachhütten) kann man hier perfekt campen. Kaum haben wir uns niedergelassen, kommt bereits der erste Händler und bietet uns Sonnenhüte zu kaufen und ein Kajak zu mieten an.

Andre besorgt in Mulegé noch Lebensmittel und hat prompt die erste Begegnung mit der örtlichen Polizei. Nachdem uns so viele vor der mexikanischen Polizei und ihrer Abzocke von Touristen gewarnt hatten, war Andre umso erstaunter, als sie ihn lediglich freundlich daraufhinwiesen, dass er falsch herum in die Einbahnstraße hineingefahren ist und lieber umdrehen soll. 😉

Zurück am Strand gibt es kühles Bier vom Restaurant, die mexikanischen Großfamilien um uns herum sorgen für Musikbeschallung, ein freundlicher Mexikaner sammelt 100 Pesos Gebühr ein und am Abend bekommen wir mit Bill und John und ihrem T3 nette Nachbarn. Die beiden Kalifornier machen einen (Groß-)Vater und Sohn Trip über die Baja und laden uns am Abend zu einem Plausch an ihr Lagerfeuer ein.

8.05.2019 Playa de Santispac – Loreto

So sehr wir den Tag am Strand genossen haben, müssen wir auch mal wieder feststellen, dass wir einfach keine Strandlieger sind. Nachdem wir am Morgen die Einheimischen beim Suchen nach Muscheln beobachtet haben, packen wir unsere Siebensachen zusammen und machen uns auf den Weg nach Loreto. Da wir uns dem mexikanischen Verkehrsverhalten angepasst haben (die Geschwindigkeitsbegrenzungen sind absurd und wer sich daran hält ist ein gefährliches Verkehrshindernis), kommen wir zügig voran. Während der heißen Mittagszeit kommen wir im Hotel Angra an und sind mal wieder dankbar für den Übernachtungstipp, denn wir können die Motorräder im Innenhof direkt vor unserem Zimmer parken. Wir erkunden Loreto bei einem Spaziergang und sind ganz entzückt von der Altstadt, mit den kleinen Souvenirläden, der Plaza, den einladenden Cafés und Restaurants und dem Malecon (Strandpromenade). Glücklich beschließen wir den Tag mit leckeren Fisch Tacos.

9.05.2019 Loreto

An unserem zweiten Tag in Loreto machen wir einen Ausflug in die Berge zur Misión San Javier. Ehemalige Missionskirchen gibt es unzählige auf der Baja, aber diese ist besonders. Eine Fahrstunde von Loreto entfernt liegt die Misión San Javier, umgeben von Palmen, Orangen- und Olivenbäumen und Feldern, wie eine Oase hoch oben in den Bergen. Ein netter Mexikaner führt uns durch die hübsche Kirche und den dahinterliegende Garten mit dem rund 400 Jahre alten Olivenbaum. Wir wundern uns einmal mehr, was die Menschen für Entbehrungen und Mühen auf sich nehmen, um in einer so unwirtlichen Umwelt zu leben und ihren Glauben zu verbreiten.

Zurück in Loreto, bekommen wir in einer kleinen Bar nicht nur Bier, sondern auch Tipps für Mexiko und eine Empfehlung für die besten Fisch Tacos in der Stadt. Die Tacos waren wirklich lecker und die Guacamole auch. 😉

10.05.2019 Loreto – La Paz

Die Zeit auf der Baja California geht für uns zu Ende und wir erinnern uns an unser anfängliches Fremdeln in diesem Land. Darüber können wir heute nur den Kopf schütteln, aber auch das gehört zum Reisen dazu, sich dem Unbekannten stellen und sich aus seiner Komfortzone wagen. Wir sind froh, dass wir es gewagt haben und so viele positive Erfahrungen und Begegnungen mit Reisenden und freundlichen, entspannten Mexikanern hatten.

Wir fahren fünf Stunden lang durch die heiße Wüste nach La Paz, wo wir als erstes das Büro der Bajaferries aufsuchen, um unser Fährticket für den nächsten Tag zu kaufen, da dies online nicht möglich war. Wir hatten lange diskutiert, ob wir die Fähre über Nacht nach Mazatlan nehmen sollen, oder die kürzere Strecke nach Topolabampo, das jedoch mitten in Sinaloa liegt, dem mexikanischen Bundesstaat, von dem Reisenden streng abgeraten wird. Ob die Mazatlan Fähre allerdings überhaupt fährt, war über die Website nicht herauszufinden und Chris hatte uns dringend davon abgeraten, denn es soll eine beängstigend alte Fähre sein, die auch mal 25 statt der angekündigten 14 Stunden Fahrzeit braucht. Der zweite Grund, warum wir uns für Topolambampo entscheiden, ist, dass dort in der Nähe eine Eisenbahn in den Copper Canyon fährt, der dem Grand Canyon in nichts nachstehen soll.

Doch dann müssen wir erfahren, dass die Fähre für morgen, Samstag, bereits ausgebucht ist und es erst für Dienstag um 13 Uhr wieder Tickets gibt. Was für eine Enttäuschung. Aber es hilft nichts, wir kaufen die Tickets für Dienstag und freuen uns ein kleines bisschen darüber, dass wir noch länger auf der Baja bleiben. In der Mittagshitze quälen wir uns durch die Stadt, vorbei an unzähligen Stoppschildern, die uns den letzten Nerv rauben, zu unserem Hotel La Perla. Es liegt direkt am Malecon und hat eine tolle Parkgarage für unsere Motorräder, aber ansonsten versprüht es den Charme eines Touristenhotels auf Mallorca.

Wir beratschlagen was wir die nächsten vier Tage tun sollen. In La Paz bleiben? Undenkbar. Nach Los Cabos mit den vielen reichen und schönen Amerikanern an die Südspitze der Baja fahren? Undenkbar. Also doch nach Cabo Pulmo, dem Geheimtipp mit 10 km Dirtroad? Karin recherchiert im Internet und schaut sich Filme auf YouTube über den Zustand der Straße an – und gibt das Go. Es sieht alles nach fester Straße aus und wird schon irgendwie gut gehen, solange kein Sand dabei ist…..

Für den restlichen Abend stürzen wir uns in das Getümmel dieser Hafenstadt und bestaunen die Freude der Mexikaner an lauter Musik und dem Flanieren am Malecon mit der ganzen Familie.