Wild West

25.04.2019 LA – Pioneertown 

Die Tage in LA bei Chris und Lauren haben wir sehr genossen, aber wir sehnen uns wieder nach mehr Stille und Natur. Und wir sind neugierig auf die Backcountry Discovery Route, die sich im Osten von Kalifornien von der mexikanischen Grenze über mehrere hundert Meilen von Süd nach Nord erstreckt, und auf der wir ein Stück fahren wollen.

Wir verabschieden uns und quälen uns zwei Stunden lang durch den täglichen Verkehrswahnsinn, dem man in dieser Stadt nie entkommt, bis wir endlich LA hinter uns lassen. Nun wird die Landschaft immer karger und die Temperaturen steigen stetig an. Was für ein Kontrast zur grünen Küste! Am späten Nachmittag erreichen wir Pioneertown, eine ehemalige Filmkulisse für einen Western. Hier gibt es einen Souvenirladen, einen Saloon und ein Motel, das Chris und empfohlen hat. Es gibt keinen passenderen Ort als Einstieg in unsere Offroadtour. Im „Pappy&Harriet´s“ gibt es BBQ und Livemusik von „Ruby Boots“. Wir sind begeistert und genießen die Wild West Stimmung.

 

26.04.2019 Pioneertown – Mojave Wüste

Beim Kaffee vor dem Motelzimmer unterhalten wir uns mit Thomas und Alexandra, die mit ihrer fünfzehnjährigen Tochter eine Tour auf zwei Harleys durch Kalifornien machen und tauschen Tipps und Erfahrungen aus. 

Auf dem Weg zur BDR besichtigen wir mittags das Outdoormuseum von Noah Purifoy, der sich in die Einsamkeit der Wüste zurückgezogen hatte, um sich ganz seiner Kunst zu widmen. Aus banalen Alltagsgegenständen entwarf er Kunststücke, die humorvoll und kritisch zugleich sind. Danke für den Tipp, Chris! Die Ausstellung war definitiv ein Besuch wert.

Wir durchqueren den Joshua Tree Park und bestaunen die besondere Pflanzenwelt und Felsformationen, die nur hier zu finden sind. Allerdings ist es in unseren Motorradklamotten ganz schön warm, so dass wir uns nicht allzu dort aufhalten.

Nach weiteren zwei Stunden Fahrt auf dem Highway, kommen wir in der Mojave Wüste an und biegen auf eine Dirtroad ins Nirgendwo ab. Bei inzwischen 40 Grad, kommt Karin nicht nur wegen der Temperaturen mächtig ins Schwitzen. Die Straße ist weitaus weniger fest als gedacht und gleicht mehr einem Sandkasten. Andre ist ganz in seinem Element und freut sich umso mehr, bis er nach 13 km im Sand liegt. Ihm ist nichts passiert, nur sein Motorrad hat ein paar Kratzer abbekommen und ein Stück seines Bremshebels ist abgebrochen. Immer noch optimistisch und in freudiger Erwartung auf eine Nacht unter freiem Himmel in der Wüste, fahren wir weiter. Doch nach weiteren 7 km erwischt es Karin und sie hat nicht so viel Glück. Das Motorrad kommt ins Schlingern und sie rutscht mit dem Fuß ab und er wird verdreht mitgeschleift, bis auch sie im Sand liegt. Schnell ist klar, dass nichts gebrochen ist, aber an weiterfahren ist nicht zu denken und wir richten unser Nachtlager an Ort und Stelle ein. Dieser Sturz ist die schlimmste und beste Erfahrung auf unserer bisherigen Reise, denn der Sternenhimmel und die Stille in der Wüste sind unbeschreiblich. 

27.04.2019. Mojave Wüste – Azna-Borrego Desert State Park 

Wir frühstücken bei einem spektakulären Sonnenaufgang und packen unsere Campingsachen zusammen. Zum Glück hat es Karins rechten Fuß erwischt und sie kann, trotz Schwellung und Bluterguss weiterfahren. Nun sind wir allerdings ratlos wie es weitergehen soll. Sich hier im Nirgendwo ein Motelzimmer nehmen? Zurück nach LA? Wir beschließen langsam südlich in Richtung mexikanische Grenze zu fahren und landen im Anza-Borrego Desert State Park. Auch hier sind die Temperaturen entsprechen hoch und die Campingplätze voll. (Es ist nahezu aussichtslos in den USA ohne monatelange vorherige Reservierung einen Zeltplatz zu bekommen!) Wir bekommen jedoch den Tipp es auf einem offiziellen „wilden“ Campingplatz oben in den Bergen zu versuchen. Dort gibt es zwar kein Wasser und nur ein Plumpsklo, aber dafür ist es dort auch kühler. Allerdings führt auch nur eine Dirtroad dorthin und Karin schmeißt ihr Motorrad vor lauter Nervosität hin. Nun ist ihr Bremshebel auch hinüber und ein Koffer ordentlich verbeult. Niemand hat je gesagt, dass Motorradfahren einfach wäre….

Aber wir finden ein lauschiges Plätzchen und erholen uns von den Schrecken des gestrigen Tages.